Türchen 13

Halbzeit – Heute mit einem Buch, dass gerade erst geschlüpft ist und wir dürfen auch exklusiv reinschnuppern:

In den Farben der Finsternis: Blutrot

von Steffi Frei

Blutrot – Der Auftakt zu einer modernen Urban-Fantasy-Vampirreihe.

Ganz ohne Glitzer, dafür mit den Farben der Finsternis und einer Prise bissigen Humor. Von der Schönheit der Finsternis … und ihren Abgründen

Milena – eine Künstlerin der Finsternis. Gefangen in ihren eigenen Ängsten. Rico – ein einsamer Vampir. Voller Verachtung für die vor ihm liegende Ewigkeit. Zwei fremde Wesen. Eine zufällige Begegnung. Eine Abmachung, die einen hohen Preis fordert. Und dieser Preis ist in Blut zu zahlen…

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Gewinnen könnt ihr heute das Buch von der Autorin.

Blutpunschrot, Palmengrün und Lamettagold

eine Bloody-Christmas-Shortstory von Steffi Frei

Konzentriert verwische ich den tiefschwarzen Kohlenstaub auf dem knochenweißen Papier, bis ich mit dem Verlauf der Schatten zufrieden bin.

»Was ist das?«, fragt Rico, der neben mir auf der Couch sitzt und sich rüberbeugt, um einen Blick auf mein Kunstwerk zu werfen.

»Krampus«, antworte ich. »Der finstere Gegenpart zum Nikolaus, der kommt, um die unartigen Kinder zu bestrafen.« Ich lasse es unheilvoll klingen und ziehe eine psychomäßige Grimasse, doch Rico bemerkt es gar nicht.

Er betrachtet stirnrunzelnd den gehörnten Dämon mit den Ziegenbeinen und der unltralangen Gene-Simmons-Zunge. »Fies«, urteilt er knapp.

»Ach ja«, wirft Vic ein, die auf der Sofakante balanciert und die deckenhohe Yucca-Palme mit goldglänzendem Lametta behängt. »Darüber hab ich mal ’nen Film gesehen – hey, vielleicht können wir uns den später reinziehen.«

»Wie besinnlich«, spöttelt Rico.

Vic gackert und gerät auf der Sofakante ins Wanken. »Huch!«

Ein Schauer aus goldigem Lametta rieselt herab und landet genau auf Ricos Kopf.

»Fuck, muss das sein?«, knurrt er.

Ich breche in Gelächter aus und Vic fällt vor lautern Gackern endgültig von der Kante. »Wie ein richtiger Rauscheengel«, prustet sie und deutet vom Boden aus auf Ricos mit Goldkräuseln geschmücktes Haupt.

Stöhnend wischt er sich das Lametta vom Kopf und zeigt ihr den Mittelfinger.

»Ey«, rufe ich immer noch kichernd. »Heute wollten wir uns doch alle benehmen!«

»Genau!« Vic stemmt die Hände in die Hüften. »Das soll ein besinnlicher Abend werden!«

»Dann beschränk dich mit deinem verdammten Dekorierwahn gefälligst auf das Haus und halt mich da raus. Sieht schlimm genug hier aus«, murrt Rico.

Ich lasse den Blick schweifen. Er hat nicht ganz Unrecht, Vic hat es vielleicht minimal übertrieben mit dem Lametta, den buntblinkenden Figürchen, den ungefähr hundert verschiedenen Duftkerzen. Nicht zu vergessen den etwa dreimal so vielen Lichterketten in unterschiedlichen Farben, die sich entlang jeder Wand und über jedes Möbelstück winden. Gut, dass Vampire weder unter Epilepsie noch unter Migräne leiden können, denn sonst schwebten wir alle in akuter Gefahr eines Anfalles. Das Herzstück dieses Deko-Weihnachtswunders bildet die Palme mit ihrem blinkenden, glitzernden Korsett, bei deren Anblick ich wieder richtig loslache.

Ich habe Vics Vorschlag, zusammen Weihnachten zu feiern, nur unter der Bedingung zugestimmt, dass wir uns keinen echten Tannenbaum ins Haus holen. Ich hasse diese Tradition! Es ergibt einfach null Sinn, einen Baum zu töten und sich von ihm die ganze Bude vollnadeln zu lassen, nur um ihn dann wenige Wochen später zu entsorgen. Nein, dazu bin ich nicht bereit. Und da sich auch niemand für einen Plastikbaum erwärmen konnte, hatte ich das Thema für abgehakt gehalten, bis Vic vorgestern strahlend mit der Palme im Arm hereinmarschiert kam. Sie gibt einen etwas unkonventionellen Weihnachtsbaum ab, aber das ist wohl alles an diesem Weihnachtsfest – meinem ersten als Vampirin.

Vic wirft einen Blick auf die Uhr ihres Smartphones und klatscht in die Hände. »Okay, die Zeit läuft. Mil, kümmerst du dich um den Blutpunsch? Ich muss mich noch umziehen. Und Rico, du könntest in der Zwischenzeit mal an deinem Gesichtsausdruck arbeiten, du siehst so besinnlich aus wie ein Pitbull, der gerade ein Kind verspeist hat.«

»Das ist ein mieses Vorurteil gegenüber Pitbulls«, halte ich dagegen, doch Vic ist schon aus dem Zimmer geflitzt.

Rico verdreht die Augen. »Ich hasse Weihnachten!«

»Wer nicht. Aber Vic hat sich so gewünscht, dass wir zusammen feiern. Also gib dir einen Ruck!«

Er sieht mich gequält an, daher beuge ich mich vor und küsse ihn. »Freust du dich nicht einmal auf die Geschenke?«, raune ich ihm ins Ohr.

Er schnaubt, grinst nun jedoch. »Wenn ich das bekomme, was ich mir wünsche …«

Ich lächele geheimnisvoll. »Wer weiß.«

Dann verschwinde ich rasch in der Küche, um mich wie gewünscht um den Punsch zu kümmern. Ich schnappe mir einen ganzen Stapel Blutbeutel aus dem Kühlschrank, fülle sie in die riesige Kasserolle, in der normale Menschen vermutlich ihren Weihnachtsbraten zubereiten würden, und kippe großzügig Rum hinzu. Während das Blutgemisch leicht köchelt, mische ich Pi mal Daumen die gewünschte Menge Nelken-, Zimt-, Ingwer- und Kardamom-Pulver unter. Das Aroma, das mir nun aus dem Topf entgegenweht, frisst sich in meine Nasenschleimhäute. Ups, das war vielleicht ein bisschen viel für die empfindlichen Vampirnäschen.

Doch ich komme nicht mehr dazu, den Fehler wiedergutzumachen, da es an der Tür klingelt. »Ich geh schon!«, rufe ich und husche schnell zum Eingang, um die Haustür aufzureißen.

»S Rozhdestvom«, skandieren Wlad und Miro gleichzeitig. Gigant, der gewohnheitsmäßig wie ein stummer Wächter neben ihnen aufragt, brummt bloß etwas Unverständliches.

»Frohe Weihnachten«, erwidere ich, in der Annahme das sie mir selbiges gewünscht haben. Ich sollte wirklich unbedingt mal Russisch lernen, damit mir Wlad keinen Unfug mehr erzählen kann.

Mein breites Grinsen friert ein, als ich die verloren wirkende Gestalt hinter ihnen entdecke. Eindeutig ein Mensch, der mit glasigem Blick durch mich hindurchstarrt. »Wlad, was soll das? Wir haben doch gesagt: Heute ohne Lebendnahrung!«

Er verdreht die Augen und scheucht den verwirrten jungen Mann fort. »Du hast es gehört. Verschwinde! Genieß das Weihnachtsfest mit deiner Familie!«

Miro wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. »Ich habe wirklich versucht, ihn davon abzuhalten, aber er konnte es nicht lassen.«

Ich winke ab und trete zur Seite, um die drei einzulassen. Miro umarmt mich kurz, Gigant tätschelt mir die Schulter und Wlad küsst mich auf die Stirn, ehe sie sich ins Wohnzimmer aufmachen.

»Ich hole den Punsch«, informiere ich sie.

Mit einem vollen Tablett kehre ich ins Wohnzimmer zurück, aus dem mir nun Last Christmas entgegenschallt. Ich verdrehe die Augen und tackere mir ein Grinsen ins Gesicht, bevor ich eintrete.

Rico sieht aus, als würde er sich am liebsten einen Pflock ins Herz jagen. Miro macht gute Miene zum bösen Spiel, Gigants Gesichtsausdruck ist so unergründlich wie eh und je und Wlad fläzt sich träge auf einem Sessel, beide Zeigefinger tief in den Ohren versenkt.

Er greift als Erster beim Punsch zu und kippt den Becher in einem Zug runter. Sein Gesicht verzieht sich zu einer gequälten Maske, was mich darin bestätigt, das ich die Gewürze nicht optimal dosiert habe.

Miro stößt ihm den Ellbogen in die Seite, nippt behutsam an seiner Tasse und nickt mit einem gepressten Lächeln. »Sehr lecker, Milena«, bringt er etwas erstickt hervor. Rico lacht und stellt seinen Punsch unangetastet auf dem Wohnzimmertisch ab. Nur Gigant trinkt das flüssige Desaster mit stoischer Ausdruckslosigkeit.

Ich wage einen vorsichtigen Schluck. Blut und Alkohol strömen mir sogleich durch die Adern und lösen einen wohligen Schauer in mir aus, aber die Gewürzmischung ätzt mir dermaßen die Geschmacksnerven weg, dass ich den angenehmen Effekt kaum genießen kann. Mist!

»Merry Christmas!« Vic flattert ins Zimmer – wortwörtlich. An ihrem Rücken schwingen transparentsilbrige Engelsflügel und ihre Afromähne schmückt ein Haarreif mit goldenem Heiligenschein. Der übergroße Strickpulli mit Schneemann Olaf und die zerrissene schwarze Strumpfhose irritieren das Gesamtbild zwar etwas, aber sie sieht trotzdem auf ihre eigensinnige Art hinreißend aus.

Und sie wäre ja nicht Vic, wenn sie nicht auch für den Rest von uns ein paar weihnachtliche Accessoires in petto hätte. In den Armen trägt sie noch ein halbes Dutzend Haarreifen, sodass wir kurz danach alle einen auf dem Kopf tragen: Rico bekommt Rentierhörner, Miro einen Mistelzweig, Wlad Teufelshörner und ich zwei Eiskristalle, die an zwei Sprungfedern fröhlich auf und ab hüpfen, sobald ich mich bewege.

»Perfekt«, befindet Vic und strahlt zufrieden. »Fehlt nur noch einer …« Sie zaubert ein goldenes Glückchen unter dem Pulli hervor und klingelt damit wild herum.

Der durchdringende Klang lässt uns mit unserem Supergehör kollektiv zusammenzucken.

»Ho, ho, ho.« Lugh stapft in voller Weihnachtsmann-Montur ins Zimmer und reibt sich den dickgepolsterten Bauch.

Ich pruste los und Vic haut sich vor lauter Lachen auf die Schenkel.

Selbst Ricos Mundwinkel zucken nach oben. Kopfschüttelnd schlägt er sich die Hand vor die Stirn. »Oh Mann, Lugh. Du lässt dir von Vic echt alles aufschwatzen.«

Lugh bedenkt ihn mit einem tadelnden Blick, lässt sich ansonsten jedoch nicht beirren. »Wart ihr denn auch alle artig?«, fragt er mit tief verstellter Stimme.

»Da muss ich dich leider enttäuschen«, meint Wlad.

»Rute raus!«, brüllt Vic.

Stattdessen zieht Lugh einen großen Sack von den Schultern.

»Geschenke, Geschenke«, rufe ich verzückt und klatsche in die Hände.

»Aber nur für die Unartigen!«, fordert Wlad.

»Also für alle«, wirft Vic ein und gackert.

Und tatsächlich überreicht Lugh jedem von uns ein kleines Päckchen. Vic hat uns extra vorher alle gezwungen, einen Zettel fürs Wichteln ziehen und dem Gezogenen ein Geschenk zu besorgen. Ich bin sehr gespannt, von wem meines stammt.

Wlads breites Grinsen und die Art, wie er mir zuzwinkert, sind wohl Antwort genug. Und es ist – eine Prinzessinnenkrone. Ich verdrehe die Augen. »Dein Ernst?« Ich werfe ihm einen strafenden Blick zu.

»Für meine Printsessa nur das Beste!«, verkündet er zufrieden grinsend. »Weißgold mit blutroten Swarovski-Kristallen.«

Ich schüttele den Kopf. Trotzdem drapiere ich das glänzende Teil irgendwie zwischen den Haarreifen und meinen Messie-Bun.

Miro freut sich sehr über die künstlichen Vampirzähne, die ich ihm besorgt habe. Schließlich hat die Blutgräfin ihm seine ja geraubt. Damit wird er zwar niemanden aussaugen können, aber immerhin sehen sie täuschend echt aus. Er hört gar nicht mehr auf, zu grinsen und seine neuen Beißer zu präsentieren.

Rico bekommt von Vic einen schwarzen Pulli mit dem Grinch drauf. Darüber steht: Fuck, es ist schon wieder Weihnachten! Natürlich muss er ihn gleich überziehen, da sind wir uns alle einig.

»Verblüffende Ähnlichkeit«, bemerkt Wlad und deutet erst auf die Grinch-Visage, dann auf Ricos grimmige Miene und ich muss ihm lachend Recht geben.

Nun ärgert Rico sich darüber, dass Wlad das Geschenk so gut gefällt, dass er ihm besorgt hat: eine schicke Glasflasche in Totenkopfform für seine Bloody Marishka. Gigant bekommt von Miro einen flauschigen Teddybären, der leise brummelt, wenn man auf seinen Bauch drückt. Obwohl Gigant alles andere als flauschig ist, sind die beiden ein richtiges Dream-Team. Lugh erhält wiederum von Gigant einen original irischen Whiskey der Marke Teeling, der unseren Weihnachtsmann in schiere Entzückung versetzt.

Ich schlage vor, ihn in den Punsch zu geben, wofür ich entgeisterte Blicke von Wlad und Lugh ernte.

 Vic rastet komplett aus, als sie die Weihnachtsedition von SingStar auspackt, die ihr Lugh geschenkt hat. Wir anderen werfen uns panische Blicke zu, denn uns schwant Böses. Aber sie ist so glücklich und begeistert, dass wir die Konsequenzen wohl alle mehr oder weniger stillschweigend über uns ergehen lassen werden.

Lugh zupft inzwischen etwas unbehaglich an seinem roten Kostüm und dem Rauschebart herum. »In Irland feiern wir ja traditionell das Jul-Fest«, merkt er an.

»Wir haben Dezember, nicht Juli«, wirft Vic ein, die schon begierig die SingStar-CD ins Laufwerk einlegt.

»Jul, nicht Juli«, korrigiere ich sie. »Das ist das Sonnenwendfest, nicht wahr?«, frage ich an Lugh gewandt.

»Auch das würde eher in den Juli passen. Von der Sonne ist Gott sei Dank nicht viel zu sehen«, meint Vic mit einem flüchtigen Blick aus dem Fenster.

»Genau darum geht es«, erklärt Lugh. »Yuletide, wie es bei uns Iren heißt, ist das Fest der Wintersonnenwende, um die Rückkehr der Sonne zu feiern. Traditionell wird es daher am einundzwanzigsten Dezember begangen und läutet die allmähliche Verlängerung der Sonnenstunden ein.«

»Na, wenn das so ist, ist das Fest nichts für uns. Wenn es nach mir ginge, könnte uns die Sonne gestohlen bleiben«, beschließt Vic und dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Mit einem Quietschen läutet Vic nun das Herunterladen von SingStar ein und so verbringen wir den Rest des Abends singend vor der Playstation und bescheren Vic damit das größte Weihnachtsgeschenk, das sie sich hätte wünschen können.

Letztlich haben wir es tatsächlich geschafft, den Weihnachtsabend besinnlich oder wenigstens katastrophenfrei zu begehen, und ich muss sagen, mein erstes Weihnachtsfest als Vampirin war ein gelungenes Spektakel im Kreise meiner Liebsten. So könnte es für immer bleiben, die ganze verfluchte Ewigkeit lang. Merry Bloody Christmas everyone.

Ende

Türchen 11

Hinter Türchen 11 versteckt sich eine tolle Geschichte, die von Banshees handelt. Aber nicht nur das, sondern fallen wir auch in eine Welt voll Mafia-Intrigen:

Goddess of Darkness and Shadows: Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit

von Mara Schreiber

Die Banshee-Geschwister Tala und Javier haben ein Ziel: sich aus den grausamen Fängen ihrer Mafiafamilie befreien. Für die Flucht planen sie nicht nur einen Anschlag auf ihren machthungrigen Onkel, sondern auch auf sein dämonisches Kartell. Wäre da nur nicht Talas neuer, mysteriöser Leibwächter Joaquin, der Dinge über sie zu wissen scheint, die sie in Lebensgefahr bringen könnten. Während der Fluchtplan reift, ist es Joaquin, der Tala hilft, der dunklen Macht in ihr Einhalt zu gebieten. Auch wenn es zwischen ihnen knistert, darf Tala ihm nicht vertrauen. Und das zu Recht, wie sich herausstellt. Denn als sie mit Joaquins Hilfe lernt, die Dunkelheit zu kontrollieren, ist sie mehr denn je in tödlicher Gefahr …

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Ich setze mich in meinem Himmelbett auf, betrachte noch schläfrig das Licht der Morgensonne und lausche den Geräuschen des Urwaldes, der gleich an das Grundstück unserer herrschaftlichen Villa grenzt.

Für den Weihnachtsmorgen kann es kaum eine friedlichere Atmosphäre geben. Der seichte Wind spielt mit den Vorhängen an den bodentiefen Fenstern und das Vogelgezwitscher ist mit den unterschiedlichsten Tönen eine einzigartige Sinfonie.

Trotz dem unvergleichlichen Ausblick auf die Natur und dem Wissen, dass Weihnachten ist, ist es für mich ein Morgen wie jeder andere: Ein Leben im vergoldeten Käfig. Umgeben vom Protz der Superreichen, mit einem dumpfen Gefühl in meinen Magen und dem Wunsch, weit weg von hier zu sein.

Die Tage in meinem Leben wechseln sich ab – aus meinem Alltag, in dem ich erniedrigt und eingesperrt werde und aus den noch verhassteren Tagen, in denen ich mich hübsch einkleiden und meinem Onkel Don Antonio als Accessoire zu Festessen und Terminen begleiten muss, damit seine Geschäftspartner meine Schönheit bewundern und meinen erfolgreichen Onkel mit noch mehr Neid rühmen können.

Weihnachten ist für mich schon lange kein Fest der Freude mehr, da ich unter der Fuchtel des arglistigen Don Antonio erzogen wurde und man mich inzwischen nur als eine wunderschöne Puppe wahrnimmt, die perfekt nach dem Willen eines einflussreichen und erfolgreichen Mannes geformt wurde und auch danach handelt.

Don Antonio ist der Puppenspieler und ich reagiere, sobald er eine der Fäden anstupst.

Ein trügerisches Spiel.

Es fällt mir nicht schwer, meinem Onkel, seinen Geschäftspartnern, den Drogenbaronen, Geldwäschern und korrupten Politikern diese demütige, junge Frau vorzuspielen, während ich insgeheim einen Plan ausgeklügelt habe, um das Kartell zum Einsturz zu bringen und mit meiner Familie von hier zu fliehen.

Ebenfalls habe ich heimlich eine Firma gegründet und damit genug Geld angespart, um meiner Familie und mir in ferner Zukunft ein sorgloses Leben zu ermöglichen.

Dass ich ungeachtet meiner Erfahrungen nicht aufgegeben habe und stets für die Freiheit kämpfe, bedeutet jedoch nicht, dass mein Leben einfach ist und ich unbeschadet das Leben im goldenen Käfig überstehe.

Jeder Tag ist ein Kampf um das Überleben meiner Familie.

Ich gleite aus dem massiven Bett, durchquere mein palastähnliches Zimmer und schnappe mir das edle Kleid, was mein Onkel für das heutige Fest gekauft hat. Jegliches Kleidungsstück, das ich besitze, wurde von ihm prüfend ausgewählt. Dementsprechend bin ich immer sehr figurbetont, aber doch vornehm gekleidet, damit man mich ausgiebig betrachten kann. Genauso wie Don Antonio es wünscht.

Bevor ich im angrenzenden, luxuriösen Badezimmer verschwinden und mich für das Fest zurecht machen kann, wird die Tür zu meinem Zimmer aufgestoßen und der Blick meines Leibwächters trifft mich.

Joaquin.

Mein Herz rast, wie immer bei seinem Anblick.

Zu Beginn seiner Zeit hier im Anwesen geschah das aus Hass und Abscheu, weil Joaquin unwiderruflich in meine Privatsphäre eingedrungen ist und sich wissentlich durch meine Schutzmauern zu kämpfen versucht hat.

Nun sind nach all den Monaten ganz andere Gefühle der Grund, warum mein Herz bei dem Anblick meines Leibwächters verrücktspielt.

»Guten Morgen, Señorita«, schnurrt er wie immer gut gelaunt und mit einem schiefen Lächeln, das mir beinahe den Atem nimmt. Unter seiner Jacke kann ich den Schultergurt durchblitzen sehen, der zur Befestigung der beiden Pistolen ist, die ihm griffbereit links und rechts auf dem Rippenbogen hängen. Die Jeanshose, die er trägt, schmiegt sich perfekt an seine Beine und an seinen Hintern.

Tala!, ermahne ich mich selbst. Hör auf zu schmachten!

»Würdest du die Tage weiterhin mit einem guten Morgen begrüßen, wenn du in einem Gefängnis wie diesem Leben würdest?«, rutscht es mir anstelle einer Begrüßung hinaus, dabei ist sein Leben kaum besser als das meine. Wer einen Job als Leibwächter in den Kartellen antritt, tut das nur aus Verzweiflung, um nicht zu verhungern und seine Familie vor dem gleichen Schicksal zu bewahren. Schließlich ist die Todesrate unter den Leibwächtern eine der höchsten, die es in diesen Kreisen gibt.

Mit seinem selbstsicheren Auftreten hat er mich schon an seinem ersten Arbeitstag aus dem Konzept gebracht. So wie jetzt auch. Lässig lehnt er sich gegen den Türrahmen und verschränkt die Arme vor der Brust. Seine perlweißen Zähne blitzen auf, als er breit lächelt. »An den Tagen, an denen die Wärter nicht auftauchen, gewiss.«

Verunsichert knülle ich das Kleid zwischen meinen Händen zusammen. Mein Leibwächter ist die Sonne in der dunklen Welt des Menschen-, Drogen und Waffenhandels, die mich umgibt. Ich bin nur ein weiterer dunkler Fleck in dieser Welt und habe so viel Blut an meinen Händen kleben, dass ich den Bastarden in Nichts nachstehe. »Diese Gunst wurde mir nie zuteil«, lasse ich ihn mit einem bedeutungsvollen Blick auf seine Anwesenheit wissen, da er nur einer von vielen Wärtern ist, die mich Tag und Nacht im Blick behalten.

»Du weißt, ich bin einer von der bestechlichen Sorte«, neckt er und stößt sich von der Tür ab, nur um dann langsam auf mich zuzukommen. Seine unterwasserblauen Augen brennen sich in meine dunkelbraunen.

»Ach ja?«, hake ich nach und kämpfe innerlich gegen den Instinkt zurückzuweichen oder mich an seine Brust zu schmeißen und seinen unverwechselbaren Geruch zu inhalieren. »Womit könnte ich dem Nachkommen deiner Pflicht denn entgegenwirken?«

Joaquin nimmt mir das Kleid aus den Händen und wirft es achtlos auf das Bett. »Mit gutem Essen«, sagt er, als wäre die Antwort selbstverständlich, und ergreift meine Hand, um mich anschließend durch das Zimmer und dann die Treppen hinunterzuziehen.

»Aber das Fest -«, protestiere ich leise. Außerdem habe ich noch immer meine Schlafsachen an und bin barfuß.

»Fällt aus«, unterbricht er mich. »Dein Onkel muss zu einem Krisentreffen, weil ein ganzer Laster voll Betäubungsmittel wie vom Erdboden verschwunden ist.« Nur kurz wirft er mir einen schelmischen Blick über die Schulter zu. Bei solchen Vorfällen – die in letzter Zeit vermehrt auftreten – habe ich immer das Gefühl, dass Joaquin seine Finger mit im Spiel hat. Beweise dafür habe ich jedoch nicht. »Wir haben also den ganzen Tag frei.«

Ich bin zu verdutzt, um zu reagieren und lasse mich willenlos bis ins Erdgeschoss ziehen. Schon im Flur weht mir der Geruch von verschiedenen Gewürzen entgegen und als ich die offene Küche betrete, traue ich meinen Augen kaum.

Die mir liebsten Menschen sind anwesend. Alessio und mein Bruder Javier sitzen am großen Esstisch, betrinken sich mit Apfelwein und spielen ein Brettspiel, wobei jeder von ihnen hinterhältig grinsend schummelt. Großmama steht am Backofen und holt eine Ladung goldbrauner Plätzchen hervor, die sie summend auf der Arbeitsfläche abstellt, wo bereits ein weiteres Blech darauf wartet, in den warmen Ofen geschoben zu werden.

Großpapa steht an der marmorierten Kücheninsel, rührt einen Teig zusammen und beobachtet Großmama bei ihrer Arbeit. Seine Augen strahlen nach all den Jahren nur eins aus: Liebe.

»Du kannst mir beim Hauptgericht helfen«, meint Joaquin, bevor er sich zu meinen Großeltern gesellt und sich durch die Utensilien und Zutaten wühlt, die die Arbeitsplatte bedecken.

Der Moment fühlt sich unwirklich an. Dieses friedliche, sorglose Beisammensein, wo doch seit Jahren ein Damoklesschwert über unseren Köpfen hängt und uns Tag für Tag begleitet. Ein Damoklesschwert mit dem Namen Don Antonio Matias Espinoza – mein Onkel, der unser Leben zur Hölle macht und uns alle erniedrigt.

In dieser Villa gehen wir uns dank der Anwesenheit der vielen Leibwächter – die jegliche Regung und jedes Wort an meinen Onkel weitertragen – meistens aus dem Weg. Wenn wir zum Essen in der Küche zusammenfinden, dann sind wir alle demütig, still und zurückhaltend, solange Don Antonio anwesend ist.

So losgelöst wie heute habe ich meine Familie schon lange nicht gesehen. Mein Onkel ist nicht zugegen und auch kein Leibwächter – bis auf Joaquin, an dessen Anwesenheit ich mich so sehr gewöhnt habe, dass ich sie nie wieder missen will.

Ich atme tief die Gerüche ein, die sich in der Küche verteilen und gehe langsam zu Joaquin herüber. Er reicht mir eine Tasse mit Apfelwein und meine Großmama schiebt mir ein paar Plätzchen hinüber. Ich koste von beidem und gehe in dem Geschmack auf, da mein Onkel seit Jahren die Hand über meinen Ernährungsplan hält und ich kein Gewicht zulegen darf. Mein Essen ist immer fad, umso besser schmeckt das, was nun meinen Gaumen berührt.

»Das Rezept von deiner Mutter ist wunderbar«, ruft Großmama freudig in Joaquins Richtung aus. Mein Leibwächter gibt nur das stetig fröhliche Lächeln seiner perlweißen Zähne preis. Ganz so als wäre sein Leben von Sonnenschein und Heiterkeit geprägt, dabei hat er alles und jeden verloren, was er je geliebt hat. Seine Familie. Sein Leben. Ich weiß nicht, woher er nach allem, was er durchgemacht hat, diese Form von Lebenswillen und Fröhlichkeit hernimmt. Dafür bewundere ich ihn.

Ich wende mich von ihm ab, betrachte das in Leder gebundene Rezeptbuch, das auf der Arbeitsplatte liegt und unweigerlich von Joaquins Mutter stammen muss. Er hat von seiner Kindheit erzählt, wie er, seine Schwester und seine Mutter gekocht und gebacken haben und es oftmals in einer Mehlschlacht endete. Zu schnell hat dieses friedliche Familienleben ein Ende gefunden und es ist nichts mehr davon übrig. Bis auf die Erinnerungen und das Rezeptbuch.

Wenn ich mit meinem Plan, das Kartell zu stürzen, scheitern sollte, dann wird es mir genauso ergehen. Don Antonio wird meine Familie umbringen, wenn er auch nur den Hauch einer Ahnung davon bekommen sollte, was ich vorhabe. Mich würde er am Leben lassen, um mit der Schuld leben zu müssen und mich für den Rest meines Daseins zu quälen.

Ich werde jedoch nicht scheitern.

Ich bin Tala Flores Espinoza und alles andere als eine Puppe, die nach den Fäden ihres Puppenspielers tanzt. Ich bin die Rache für das Leid, das man mir und meiner Familie gebracht hat.

Und solange der Plan reift, bevor er in die Tat umgesetzt werden kann, genieße ich das Leben. Die klitzekleinen Momente, die mir das Leben schenkt. Die Zeit mit meiner Familie. Die Zeit mit Joaquin.

Zielgerichtet greife ich mit den Fingern in den Mehlsack und wische Joaquin danach einmal quer über die Wange, bis ein dicker Streifen des pudrigen Zeugs seine Haut und seinen Bart ziert. Verdutzt lässt er von den Zutaten ab, dreht sich zu mir um – besinnt auf Rache. Es vergeht ein Wimpernschlag bis seine Hand mein ganzes Gesicht bedeckt und es mit Mehl bestäubt.

Ich schlage die Hand fort und blinzele. Mehlstaub fällt von meinen Wimpern. So läuft das, wenn man mit einer kleiner Revenge rechnet und dann die volle Ladung abbekommt.

Joaquins Brust bebt vor unterdrücktem Lachen, dann erbarmt er sich und streicht mir vorsichtig den Großteil von den Augen und von den Wangen. Nach einer Weile habe ich das Gefühl, seine Hand will gar nicht mehr von meiner Haut weichen und ich bin sicher, dass sich unter der weißen Puderschicht meine Wangen röten.

Eine Strähne hat sich aus seinem Zopf gelöst und schmiegt sich sanft an seine mehlbehaftete Wange. Sein Teint und seine dunklen Haare passen perfekt zu den Tunneln aus Kirschholz, die seine Ohrläppchen zieren. Wie immer lugt die Spitze seiner Tätowierung am Halsausschnitt seines Hemdes hervor. Und ich bin verdammt, weil ich weiß, wie sich die Kalinga Tätowierungen unter seinen Klamotten perfekt an seinen wohlgeformten Körper schmiegen und seine Haut in ein Kunstwerk verwandeln.

Joaquins Blick verändert sich und ich schätze, der Ausdruck in meinen Augen ähnelt seinem. Mehr Bestätigung brauche ich nicht für unsere Gefühle zueinander.

In meiner Brust ist es warm. Das dumpfe Gefühl in meinem Magen ist verschwunden. Und während wir den Rest des Vormittags in der Küche kochen, backen, lachen, trinken und Spiele spielen, kreuzen sich immer wieder Joaquins und meine Blicke.

Das Lachen meiner Familie füllt den Weihnachtstag … die Unbeschwertheit, die Sorglosigkeit.

Das ist das beste Geschenk, das ich je bekommen habe.

Ende

Türchen 10

Heute habe ich im Selfpublishing-Adventskalender etwas besonderes, eine Dystopie. Aber mit Engeln und Dämonen, einfach eine grandiose Idee:

Seelensucher 1 – Gefallen

von Sybille Roth

New America 2063: Der Dritte Weltkrieg hat die Welt, wie wir sie kennen, völlig zerstört. Engel und Dämonen wandeln wieder über die Erde und führen einen gnadenlosen Kampf um die Seelen der letzten Menschen.

Eigentlich wollte Roberta, einst Anhängerin Luzifers, nach der Flucht von ihrem mächtigen Vater nie wieder etwas mit einem Unsterblichen zu tun haben.

Pech nur, dass ausgerechnet Erzengel Gabriel sie als Seelenbotin auserkoren hat. Und dass sein Entschluss sterblich zu werden, ihrer beider Leben gehörig durcheinanderbringt.

Als Roberta von ihrer dunklen Vergangenheit eingeholt wird, steht alles auf dem Spiel, für das sie jemals gekämpft hat: ihre Freiheit, ihre Freundschaften und ihre immer stärker werdenden Gefühle für Gabriel.

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Kurzgeschichte zu Seelensucher

Hope saß in der Bibliothek des alten Klosters und kontrollierte, ob sie auch an alles gedacht hatte.

Das Diktiergerät?

Check.

Notizblock und Stift?

Check.

Ihre Kamera?

Check.

Ob sie aufgeregt war?

Und wie. Ihr Puls raste und ihre Hände waren feucht. Heute wollte sie Geschichte schreiben.

Wie lange hatte sie auf diesen Tag hingearbeitet und Oberin Clair darum gebeten, ihn möglich zu machen. Die Schülerzeitung stand erst am Anfang, aber dieser Artikel würde der absolute Renner werden.

Die Tür öffnete sich mit einem Knarren und ihr Herz machte einen Satz.

Clair betrat den Raum, gefolgt von einem Mann und einer Frau.

„Hope, darf ich vorstellen: Roberta und Gabriel.“

„H…hallo“, brachte sie krächzend hervor und streckte ihre Hand aus.

Sie zitterte. Verdammt. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Immerhin war sie die Chef-Redakteurin und beste Schülerin des Internates, das unter dem Protektorat des Klosters stand.

Eine Hand ergriff ihre und drückte sie. „Hi, Hope. Es freut mich sehr, dich kennenzulernen. Bitte nenne mich Bobby.“

Sofort beruhigte sich ihr rasender Puls. Der Griff der braunhaarigen Frau war fest, ihr Blick warm.

Sie fand ihre Stimme wieder. „Es freut mich ebenfalls, Ms. Maaron.“

„Wie gesagt, einfach nur Bobby“, kam die Erwiderung.

Nicht verwunderlich, dass sie keinen Wert auf ihren Nachnamen legte. Ihr Vater, dem sie Jahre zuvor den Rücken gekehrt hatte, war Anhänger Luzifers und einer der mächtigsten Männer der Stadt.

„Das ist Gabriel.“

Hope zwang sich, zu ihm hochzublicken.

Gabriel. Der Erzengel, der seine Unsterblichkeit aufgegeben hatte. Nicht länger hatte er den himmlischen Regeln Folge leisten wollen. Sie hatte es ihm verboten, an der Seite seiner menschlichen Verbündeten zu kämpfen.

Viel romantischer hingegen war die Vorstellung, dass er es getan hatte, um Roberta – Bobby – lieben zu dürfen.

„Es ist mir eine Ehre“, platzte es aus ihr heraus.

Er drückte Hopes Hand. „Die Ehre ist ganz meinerseits. Clair hat erzählt, dass du eine ihrer besten Schülerinnen bist.“

Sie nickte, sprachlos.

„Und dass du bereits diverse Wohltätigkeitsaktionen auf die Beine gestellt hast und Kindern aus dem Randgebiet der Stadt Nachhilfe gibst.“

Röte schoss in ihre Wangen. „Das ist doch selbstverständlich.“

„Ist es nicht“, erwiderte er. „Und der Grund, weshalb ich bereit war, dieses Interview zu führen.“

Bobby seufzte. „Gabe.“

„Was?“

„Das klang ein wenig harsch.“

Eine geschwungene Augenbraue hob sich. „Tatsächlich? Das war nicht meine Absicht.“

Seine Gefährtin lächelte Hope an und zwinkerte. „Wollen wir?“

Geschäftig nickte sie und stellte das Diktiergerät an. „Vielen Dank, dass Sie beide sich bereiterklärt haben, dieses Interview zu führen. Ich habe mich gefragt…“

Die Tür flog auf. Ein Mann mit kahlrasiertem Schädel kam herein, über und über mit einer übelriechenden, grünlich-weißen Substanz bedeckt, die Hope noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Unter seinem Arm klemmte ein Buch.

Bobby sprang auf. „Was ist los, Duncan?“

„Wollte das hier nur abliefern.“ Das Buch landete auf einem der Nachbartische. „Hab‘s in der Kanalisation nach dem Kampf gegen einige Mutanten gefunden. Sah alt und wichtig aus.“ Mit einem Grinsen winkte er Hope zu. „Nachwuchs?“

„Sicher nicht für deinen Job“, erwiderte Gabriel kühl. „Sie ist klug.“

„Hey, Magic Gabe, ich habe auch Gefühle. Und ich bin nicht auf den Kopf gefallen.“

„Was noch zu beweisen wäre.“ Bobby lachte. „Geh dich duschen!“

Und weg war er.

Hope starrte ihm hinterher.

„Wie lautet deine Frage?“

Sie setzte an fortzufahren, als sich dir Tür erneut öffnete. Diesmal betrat eine junge blonde Frau mit den ledernen Flügeln eines Succubus den Raum. Ihre Wangen waren gerötet.

„Unmöglich“, murmelte sie und schien sie nicht zu bemerken. An dem Buch machte sie Halt und nahm es behutsam in die Hände. „Es gibt Regeln für das Mitbringen von Fundstücken.“

Und weg war sie.

Bobby seufzte. „Entschuldige bitte. Wie du siehst, ist viel los. Was wolltest du…. Mephisto!“

Hope folgte ihrem Blick. Ein dunkler Kater war durch das offene Fenster in die Bibliothek gesprungen und spielte mit einer Feder.

Sie war groß. Und strahlendweiß.

Gabriel erhob sich. „Ist das Raphaels?“

Hope wurde hellhörig.

„Was?“ Bobby eilte vor, doch der Kater brachte seinen Fund unter dem nächsten Schrank in Sicherheit. „Nein.“

„Es sieht aber ganz danach aus.“

„Mephisto würde niemals die Feder eines Erzengels stehlen.“

Gabriel hob eine Augenbraue.

Bobby erwiderte seinen Blick, dann prustete sie los. „Meinst du, er ist sauer?“

„Wie hätte ich reagiert?“

Sie lachte heftiger. „Du hättest es mir bis in alle Ewigkeit vorgehalten!“

„Da hast du deine Antwort.“

Es dauerte eine Minute, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Gabriel schien zwischen Amüsiert- und Genervtheit zu schwanken und sagte an Hope gewandt: „Sie ist gleich so weit.“

„In Ordnung. Es kann weitergehen.“ Bobby wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.

Hopes Block war inzwischen vollgeschrieben. Sie hatte schon jetzt so viel zu erzählen!

Aber zunächst sollte sie endlich die erste Frage stellen. „Wie sieht ein ganz normaler Tag bei euch beiden aus?“

Bobby deutete um sich, grinsend: „Du hast ihn soeben miterlebt.“

Ende

Türchen 9

Hinter dem 9. Türchen des Selfpublishing-Adventskalenders wartet eine magisch queere Story auf euch:

Verliebt in einen Hexer: Drake & Jason

von Michael Hamannt

Viele Studenten an der magischen Universität wären gern wie Drake: Er sieht gut aus, ist beliebt – und ein talentierter Hexer. Allerdings quält ihn ein dunkles Geheimnis, das er vor allen verbirgt. Doch dann trifft er auf Jason und fühlt sich vom ersten Augenblick an zu ihm hingezogen. Wird er lernen, ihm zu vertrauen?

Jason hilft im Zauberladen seiner Grandma aus und arbeitet nebenher hart dafür, eines Tages die magische Universität von London besuchen zu können. Für Partys und Beziehungen hat er keine Zeit. Doch dann begegnet er Drake, und sein Leben steht plötzlich kopf …

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Gewinnen könnt ihr heute ein eBook von Verliebt in einen Hexer.

Hey Leute,

habt ihr schon ein leckeres Dessert für die Adventszeit? Nein, dann solltet ihr unbedingt weiterlesen. Aber vorher wollt ihr doch sicher wissen, wer ich bin.

Also: Mein Name ist Drake Finley und ich bin der coolste Hexer von ganz London. Dank eines Stipendiums besuche ich die magische Universität und dort bin ich auch das erste Mal Jason begegnet, dem süßesten Jungen der Welt. Und natürlich konnte er mir unmöglich widerstehen. Na ja, vielleicht war es auch umgekehrt.

Jedenfalls fahren wir beide total auf die verrückten Kaffeevarianten von Crazy Hot Beans und auf Süßes ab. O Mann, nach beidem sind wir völlig verrückt. Und darum möchte ich heute auch unbedingt eins meiner Lieblingsrezepte mit euch teilen.

Bratapfelquark

Zutaten

  • 1 Packung Quark (500g)
  • 4 Äpfel (zum Beispiel Boskoop)
  • 75g Rosinen (Oder auch mehr oder weniger)
  • 1 kleine Tasse Rum
  • Zucker (nach Geschmack)

Vorbereitung

Rosinen in eine Tasse geben und diese mit Rum auffüllen, bis die Rosinen gut bedeckt sind. Das Ganze über Nacht stehen lassen. Wer lieber auf Alkohol verzichtet, kann die Rosinen einfach in warmen Wasser einweichen.

Zubereitung

Die Äpfel gut waschen und das Kerngehäuse entfernen. Wer die Schale nicht so gerne mag, sollte sie zusätzlich schälen. Danach die Äpfel in eine Auflaufform oder aufs Backblech setzen und im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad (Umluft) ca. 20 bis 25 Minuten backen.

Je nach Größe der Äpfel kann es auch länger dauern, bis sie richtig schön weich sind.
Die Äpfel anschließend abkühlen lassen, bevor ihr sie zusammen mit dem Quark in den Küchenmixer gebt und alles gut durchmischt. Zucker könnt ihr nach Belieben dazugeben.

In der Zwischenzeit die Rosinen abtropfen lassen und zum Schluss drunterheben.

Und jetzt genießen 😉

Willst du mehr von Drake und Jason lesen? Dann hüpf doch mal zum Autor rüber

Türchen 15

Wow, findet ihr nicht auch, dass Weihnachten irgendwie in einem Blinzeln schon da ist?

Und damit öffnen wir Türchen 15 mit einer meiner Herzensreihen:

Lovely Faces – How Blue. How Beautiful.

von Anna Konelli

London 2099: Die Welt hat sich verändert. Kriege sind Vergangenheit und die Makellosen schufen ein Leben voller Frieden, der mit allen Mitteln gewahrt wird. Doch eine Tragödie bringt die perfekte Fassade zum Einsturz und die Grenze zwischen richtig und falsch verschwimmt.

Jadelyn Lovelace ist Verfechterin der Makellosen, die 2099 frei von Religionen im Londoner Zentrum leben. Als Gesicht ihrer Gesellschaft unterstützt sie deren Prinzipien Frieden, Disziplin und Perfektion. Doch ein tragisches Ereignis macht sie zu einer Abtrünnigen und zwingt sie zur Flucht in die Viertel. Mitten in die Fänge ihrer Feinde. Und in die von William D’Lain, der nichts mehr will als Rache. An dem Makellosen, der ihm alles nahm, und an der Regierung, die dabei zusah. Als Sergeant der Viertel und Mitglied einer Geheimorganisation, kämpft er für Gerechtigkeit – was es auch kostet. Aber mit dem Auftauchen von Jadelyn, die alles symbolisiert, was er ablehnt, beginnt, ein Damoklesschwert auf ihn herabzustürzen.

Gefangen zwischen Vorurteilen, wachsenden Zweifeln und unbekannten Gefühlen müssen sie sich nicht nur fragen, ob sie einander, sondern auch ihrem eigenen Instinkt trauen können.

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Gewinnen könnt ihr heute eine Print-Ausgabe, wieder einmal signiert, wenn ihr wollt.

Anleitung: Origami Fuchs

Den süßen, kleinen Fuchs auf dem Bild könnt ihr ganz einfach nach machen.

Ihr braucht dafür auch nicht viel, einfach nur ein quadratisches Blatt 15×15 cm und ein Falzbein. Ich hab auch keines, ein Lineal langt völlig.

Viel Spaß beim basteln und denkt an das Extralos fürs Gewinnspiel😉🥰

Hier ist findet ihr die Anleitung zu dem süßen, kleinen Fuchs🫶🏻🥰

Türchen 8

Hinter Türchen 8 findet ihr eine Dystopie der besonderen Art:

Martha: Anarchie

von Franziska Szmania

„Egal, wie oft die Ebbe uns zurückreißt, wir kommen zurück.

Wir sind die Flut. Unaufhaltsam. Erbarmungslos. Eine Naturgewalt. Der Staub zu unseren Füßen wirbelt und bäumt sich zu einer Sturmwolke auf. Ohne mit der Wimper zu zucken, gehe ich weiter. Fühle die Kraft der Frauen um mich herum. Ihre Nähe gibt mir die nötige Zuversicht. Ich spüre ihre Wut, als wäre sie meine.“

Die Rebellion gegen Präsident Adam war erfolgreich, aber der Kampf um die Freiheit der Frauen ist noch nicht vorbei.
MARTHA Anarchie ist Teil der Selvia-Reihe. In sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden!
Enthält Szenen mit Angst, Gewalt und Tod.

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Gewinnen könnt ihr heute eine Print-Ausgabe und passende Goodies, wenn ihr möchtet ist das Print signiert von der Autorin.

Das Paket

Kurzgeschichte aus Selvia

Eine dunkle Pfütze taucht vor Eva auf und sie kann gerade noch rechtzeitig über sie hinweg springen. Es ist mit einem Schlag so dunkel geworden, dass sie kaum ihre Hand vor Augen sieht. Dabei ist es noch nicht mal Abend. Die Straßenlaternen sind ausgefallen, zerstört von Randalierern und Gegnern des neuen Präsidenten.

Mit raschen Schritten eilt Eva die Straße entlang. Der Wind bläst ihr unangenehm die Hagelkörner ins Gesicht und sie sehnt sich nach der Wärme ihres Zuhauses. Die dunklen Wolken hängen so tief, dass selbst die kleineren Hochhäuser in ihnen verschwinden.

Der Winter zeigt sich dieses Jahr von seiner grauen Seite. Schnee hätte den Beton der Stadt wenigstens verdeckt und etwas Helligkeit in die Straßen von Selvia gebracht. Doch der Matsch, Regen und Hagel passen zur angespannten Situation auf der Insel. Zumindest bleiben bei diesem Wetter die Randalierer zu Hause.

Tief zieht Eva ihre Mütze ins Gesicht und läuft dicht an der Häuserwand entlang, um dem Wind und Hagel so wenig Angriffsfläche wie möglich zu geben. 

Ihre Füße stoßen gegen etwas Hartes und Eva stolpert zur Seite. Erschrocken stützt sie sich mit den Händen an der Wand ab. 

»Verdammte Wasserboje«, schimpft sie laut und sucht gebückt den Weg nach dem Hindernis ab. Es ist schwer, bei diesem Wetter überhaupt etwas zu erkennen.

Sie tastet sich vorsichtig einen Schritt weiter und berührt mit ihrem Schuh eine dunkle Kiste, die auf dem Weg steht. Überrascht richtet sie sich auf. Doch sie ist allein.

Wer könnte sie verloren haben? Eva hebt die Kiste auf und begutachtet sie misstrauisch. Das Paket besteht aus festem Papier und kaum erkennbare Bilder sind darauf geklebt. Unbehaglich schaut sie sich um.

Man lässt in Selvia nicht einfach etwas auf der Straße stehen, schon gar nicht aus Papier – einem Rohstoff, der rar ist. Den Verlierer erwarten harte Strafen. Auch diese Gesetze hat Abel nicht geändert. Wobei das weniger verachtenswert ist, als die Beibehaltung der Gesetze zum angeblichen Schutz der Frau.

Ein Schutzmann kommt um die Ecke. Er läuft langsam, aber konzentriert die Straße herunter. Ihn scheint das Wetter nicht zu stören.

Eva wird es heiß und kalt zugleich. Wenn sie die Kiste jetzt abstellt, könnte er sie als die Verunreinigerin halten. Sie drückt das Paket an ihren Körper und eilt weiter.

Egal wer die Kiste verloren hat, sie hat ihm einen Gefallen getan, versucht sie sich einzureden. Außerdem muss sie zurück ins Waisenhaus. Sie hat keine Zeit, einem von Abels Männern die Wahrheit zu erklären. Und würden sie ihr glauben? Niemals. Sie ist eine Frau. 

Eva verdrängt den Gedanken und konzentriert sich auf den Nachhauseweg. Ruth erwartet sie. Sie wollte heute Haferkekse backen. Die Kinder werden sicher schon ungeduldig am Tisch sitzen und jammern. Ihre Schritte werden schneller.

Endlich taucht das Waisenhaus, ein alter, zusammengedrückter Bau zwischen zwei modernen Hochhäusern, auf. Das Heim hat nur drei Etagen und wirkt völlig deplatziert zwischen den grauen Betonklötzen mit ihren sieben Stockwerken. An einigen Stellen kann man sogar Holzbalken durch den Putz erkennen. 

Eva eilt die breite Treppe zu einer verzierten Tür hoch und betritt die Eingangshalle des Waisenheimes, welches heute als Unterschlupf für acht Erwachsene und vier Kinder dient. Doch für wie lange noch?

Einen Moment lang schnürt die Angst vor Abel und seinen Strafen ihr die Luft ab. »Es geht allen gut«, murmelt sie und atmet tief durch.

Vorsichtig legt Eva das Paket ab und schält sich aus ihrem schweren, nassen Mantel. Auf dem Holzboden bildet sich um ihre Füße herum eine Pfütze.

Was soll sie jetzt mit dem unerwarteten Fund machen?

Sie hängt ihren Mantel auf und legt die DV-Uhr ab, damit niemand von Abels Spitzeln sie belauschen oder gar beobachten kann.

Das Heim duftet herrlich nach den Haferkeksen und Evas Magen knurrt auf.

»Eva«, ruft ihr eins der Mädchen entgegen und stürmt aus dem Spielzimmer. Eva drückt sie an sich. »Hallo Julia. Alles gut?«

»Ja, wir durften beim Kekse backen helfen.«

»Aber Ruth hat geschimpft.« Toms pausbäckiges Gesicht taucht neben Julia auf und er winkt zaghaft. Wenn niemand da ist, umarmt er Eva, aber in Anwesenheit der Mädchen möchte er sich keine Blöße geben. Zu tief sitzt die Erziehung seines Vaters. Eva versteht das nur zu gut. Auch sie hat lange gebraucht, um zu verstehen, dass Frauen und Männer gleich sind. 

Mit dem ehemaligen Rebellenanführer und neuen Präsidenten Abel hätte dies Wirklichkeit werden sollen, stattdessen hält er weiter an Adams Politik fest und behauptet, die Frau müsse vom Mann beschützt werden. Was bedeutet: keine Rechte, keine Verantwortlichkeiten, keine Möglichkeiten.

»Warum hat Ruth geschimpft? Habt ihr mit schmutzigen Fingern am Teig genascht?«, fragt Eva die Kinder und unterdrückt ein Lächeln. Sie kann sich das nur zu gut vorstellen.

»Nein«, antwortet Eddi mit entrüsteter Miene. »Sie hat geschimpft, dass man mit Wasser und Haferflocken keine leckeren Kekse backen kann.«

»Und sie hat gesagt: ›Abel sollen die Quallen holen‹«, flüstert Maria, die mit dem Jüngsten auf dem Arm, Klöpschen, zu ihnen gestoßen ist. 

»Sowas aber«, flüstert Eva zurück und hält sich gespielt die Hände vor dem Mund.

»Was gibt es denn hier zu bestaunen?« Chamuels tiefe Stimme dröhnt durch die Halle und die Kinder schauen auf. »Ah, eine tolle Frau. Darf ich die Dame des Hauses auch begrüßen?« Chamuel hebt Tom hoch, beugt sich zu Eva und drückt ihr einen Kuss auf die Lippen. Sofort möchte Eva sich in seine Arme fallen lassen, um sich an ihrem Freund aufzuwärmen. Doch die Kinder brüllen laut ein »Iiiih« und schieben sie lachend auseinander.

»Na wartet, ihr Rabauken!«, ruft Chamuel und die Kinder rennen kreischend davon. Schon beginnt eine wilde Tobejagd. 

Sollen sie den Spaß genießen, ehe Helene ihn unterbindet, denkt sich Eva und greift das Paket. ›Was solls.‹ Jetzt kann sie aus der Not auch eine Tugend machen. Die Kinder könnten eine Überraschung gebrauchen. Die Erwachsenen ebenso.

Mit dem Paket eilt sie in die Küche, um Ruth zu begrüßen. »Es riecht verführerisch, Ruth.«

»Das sind Kekse, bestehend aus Wasser und Haferflocken. Ich bitte dich!«

»Und Zimt. Wenn mich meine Nase nicht täuscht.«

»Das letzte bisschen was wir hatten, und das letzte halbe Paket Butter.«

»Mhm, und eine Suppe hast du auch gezaubert? Du bist der Wahnsinn.« Eva will sich auf keinen Fall von Ruths schlechter Laune herunterziehen lassen.

Ein kalter Wind fegt durch die Küche. Die Eingangstür knallt zu.

»Entschuldigung!« Marthas Stimme klingt kratzig. 

Mit dem Paket unter dem Arm verlässt Eva die Küche, um den Essenstisch vorzubereiten. Auf dem Weg ruft sie über die Schulter: »Ich habe etwas auf der Straße gefunden, und wenn alle brav den Tisch decken, packen wir es gemeinsam aus.«

Die Kinder lassen sofort von Chamuel ab und rennen zu Ruth, um Teller und Tassen zu holen.

Erneut öffnet sich die Eingangstür und Salomé kommt herein. Eva fröstelt es.

»Ihr werdet es nicht glauben, ich habe Tee bekommen.« Salomé tritt sich die Schuhe am Eingang ab und schließt die Tür. Sofort ist es leiser. Der Sturm scheint immer schlimmer zu werden.

»Du bist meine Rettung«. Ruths Stimme klingt gleich fröhlicher und Eva freut sich auf eine heiße Tasse Tee. Drinnen ist es zwar wärmer als draußen, aber sie können sich das Aufheizen dieses Gebäudes nicht unbedingt leisten und müssen, seit Abel ihnen die Unterstützung versagt hat, sparen.

Wie lange werden sie die Kinder hier versorgen und behüten dürfen? Mit Schaudern starrt Eva die Eingangstür an.

»Worum sorgst du dich?« Chamuel umarmt sie und drückt ihr einen Kuss auf den Scheitel. 

»Dass jederzeit die Schutzmänner kommen könnten und die Kinder abholen.«

»Das werden sie nicht. Abel hat genug anderes zu tun. Glaub mir. Die Stadt brennt an allen Enden.«

»Davon habe ich nichts gemerkt, mir war es draußen eher zu kalt.«

Er lacht auf. »Du Komikerin.«

Eva grinst Chamuel verschmitzt an und lehnt sich an ihn.

Chamuel schaut auf das Paket in ihren Händen. »Was hast du da mitge…«

»Wir sind fertig!«, wird er von Tom unterbrochen.

»So schnell?«, freut sich Eva und begutachtet stolz den Tisch. Die Kinder haben an alles gedacht. Teller, Gabeln und Tassen.

Helene, die Älteste im Haus und Lehrerin der Kinder, betritt den Essensraum und sofort legt sich ihre Stirn in Falten. »Wie sieht das denn aus? – die Tasse nach rechts. Die Gabel an die Seite des Tellers. Das Auge isst mit!« Ihre strenge Stimme sorgt sofort dafür, dass die Kinder langsamer werden. »Jawohl, Frau Helene«, antworten sie im Chor und schieben Tassen und Gabeln an die richtige Stelle. Gerade rechtzeitig, ehe Ruth mit einem großen Teller Kekse herein kommt.

Salomé trägt dahinter eine Kanne dampfenden Tees. Seufzend lässt sich Eva am Tisch nieder.

Im Nu sitzen Kinder und der Rest der Erwachsenen.

»Wer möchte heute den Dank aussprechen?«, fragt Helene in die Runde.

»Ich«, wispert Julia und steht auf. »Danke Ruth für die Kekse. Danke Salomé für den Tee.«

»Aber was ist das denn jetzt für ein Paket, Eva?«, plappert Eddie mitten in den Dank hinein.

»Eddie!«, ruft Helene entrüstet.

»Das wüsste ich jetzt aber auch zu gerne«, sagt Chamuel.

»Paket? Ich dachte, es gibt Kekse.« Aaron drängt sich auf den freien Platz zwischen Martha und Salomé und grinst in die Runde.

»Paket, Paket«, rufen die Kinder im Chor.

»Ist ja gut.« Eva steht auf und hebt das Paket hoch. Vorsichtig hebt sie den Deckel hoch und schaut hinein. Ein dickes Buch, eine Tischdecke und sechs längliche Stangen befinden sich darin, außerdem gefaltete Papiersterne und Kugeln aus zerbrechlichem bunten Glas.

Unglaublich. Gegenstände, die keinen Nutzen haben, sind selten auf der Insel.

Nacheinander holt Eva alles vorsichtig heraus.

»Niemand fasst etwas an«, sagt Helene mahnend, ehe eins der Kinder die Kugeln anfassen konnte.

»Ach menno«, meckert Tom sofort los.

Eva nimmt ehrfürchtig das dicke Buch heraus. »Gebräuche und Sitten auf dem Festland«, liest sie laut vor.

»Ein Buch über das Festland?« Martha erhebt sich ebenfalls, um einen Blick auf das Buch zu werfen.

An einer Stelle ragt ein weiterer Stern heraus und Eva schlägt die markierte Seite auf. »Weihnachten. Das Fest der Liebe und Geschenke.«

»Weih- bitte was?« Martha lässt sich zurück auf den Stuhl fallen und lehnt sich an Aaron. »Das klingt wie von weihen, einweihen oder so.«

»Weihnachten hat seinen Ursprung in der christlichen Religion. Sie ist eine geweihte Nacht, in der Gottes Sohn geboren wurde. Die Gläubigen feiern an diesem Tag seine Geburt«, liest Eva vor.

»Ich dachte, die Festländer haben es nicht so mit Religion«, murmelt Chamuel.

Eva zuckt mit den Schultern und sucht die Stelle, wo sie stehen geblieben war. »Da viele sich von der Religion abgewendet haben, hat sich das Fest im Laufe der Zeit gewandelt. Heute gibt es zwei Versionen, wie Weihnachten gefeiert wird. Die Gläubigen feiern weiterhin die Geburt und meinen, dass das Kind als Engel, Christkind genannt, auf die Erde kommt und alle beschenkt.«

»Wie bitte, Engel? Die bringen doch nur Unheil und Strafen. Na vielen Dank, auf diese Geschenke kann ich verzichten.« Aaron schüttelt den Kopf.

Eva liest weiter. »Die Festländer, die an keinen Gott glauben, behaupten, ein alter dicker Mann namens Weihnachtsmann kommt heimlich in der Nacht und bringt in einem Sack die Geschenke.«

»Das wird ja immer besser«, ruft Helene überrascht aus. »Ein Mann, der ins Haus einbricht und Geschenke bringen soll. Die Festländer spinnen doch.«

Die Kinder lachen über den Ausbruch ihrer Lehrerin.

»Die Weihnachtszeit ist die beliebteste Zeit der Festländer. Alles wird mit Lichtern geschmückt, Kerzen werden angezündet.« Eva hält inne und schaut in die Kiste. »Oh schaut mal!« Sie dreht das Buch um und zeigt auf das Bild, wo die Stangen am oberen Ende ein kleines Feuer haben und ein Tisch mit Sternen und Essen dekoriert ist. »Dieselben Dinge befinden sich im Paket.«

Sofort breitet Julia die Tischdecke aus. Salomé kann gar nicht schnell genug die Teekanne in Sicherheit bringen. Marie verteilt die Sterne und hält die Kerzen in die Luft. »Jetzt sieht unser Tisch aus wie auf dem Bild.«

»Etwas fehlt.« Aaron steht auf und verlässt den Raum. Kurz darauf ist er mit zwei dünnen Gläsern zurück. »Probiert mal, ob die Kerzen da rein passen.«

Etwas schief, aber aufrecht stehen die Stangen in den Gläsern. Alle klatschen begeistert in die Hände.

»Zum Fest treffen sich Familie und Freunde, kochen und essen gemeinsam und beschenken sich gegenseitig. Es werden Weihnachtslieder gesungen und Gedichte aufgesagt. So erhellt die Liebe die dunkle Jahreszeit.« Mit diesen Worten schließt Eva das Buch. »Schön, oder?«

Tom steht so abrupt auf, dass sein Stuhl umfällt.

»Tom. Ich bitte dich.« Helene hebt den Zeigefinger, doch er beachtet sie gar nicht und rennt hinaus. 

Mit einem kleinen Beutel kommt er wieder. »Ich habe einen Sack mit Geschenken«, ruft er aus. Er schüttet sein Säcklein aus und präsentiert eine Sammlung von Steinen. »Sie haben alle eine andere Form«, erklärt er. »Das hier ist ein Herz. Das schenke ich …« Er errötet und schaut zu Boden. »Eva«, murmelt er weiter. 

»Ach, danke du Lieber.« Eva nimmt den Stein und drückt ihn an ihre Brust. »Er sieht wirklich aus wie ein Herz.«

Tom räuspert sich und untersucht erneut seinen Steinhaufen. »Der hier ist ein Teddy, den bekommst du, Julia. Der Klops ist für Klöpschen.« Alle lachen. »Und der ist wie ein Zahn eines Haies. Für dich, Aaron.«

»Oh toll. Danke Tom.«

Nacheinander verteilt Tom seine Geschenke. Jeder Stein wird bewundert. 

»Wir haben zusammen gekocht, wir hatten einen Weihnachtsmann und wir haben etwas Leckeres zum Essen. Jetzt müssen wir singen, dann sind wir wie die Festländer«, ruft Maria aus.

Ruth stimmt sofort ein Lied an. Alle singen mit. Eva wird es warm ums Herz. 

Drei Lieder später ruft Salomé: »Jetzt wollen wir aber die Kerzen zum Brennen bringen. Zeig mir nochmal das Bild.« Sie starrt kurz in das Buch, dann nimmt sie die Stangen und verschwindet in der Küche.

Langsam kommt sie einige Augenblicke später zurück. »Kann sein, dass es jetzt etwas verbrannt in der Küche riecht«, meint sie verlegen. Winzige Flammen tanzen über den Kerzen.

»Wie hast du das hinbekommen?«, ruft Eva begeistert. Vorsichtig werden die Kerzen zurück in die Gläser gesteckt. Die Kerzen verteilen ein rot-orangenes Licht, alles wirkt plötzlich gemütlicher und wärmer.

»Das sieht so schön aus«, sagt Julia und schaut verträumt auf die flackernden Kerzen.

»Aber jetzt hätte ich gerne einen Keks«, ruft Aaron und sofort greifen alle Kinder lachend zu.

»Nicht so stürmisch«, versucht Helene die Kinder zurückzuhalten, doch dann muss sie mitlachen und schnappt sich ebenfalls einen Keks, was wieder Lacher hervorbringt. 

Die Kekse schmecken herrlich, das muss am Ende sogar Ruth zugeben. »Mit den richtigen Menschen schmecken selbst diese Kekse wie ein Festmahl«, ruft sie aus.

Frohe Weihnachten!

Ende

Liebe Lesende,

Danke für deine Zeit. Wenn dir die Kurzgeschichte gefallen hat, würde ich mich sehr über Feedback freuen. Vielleicht hast du auch Lust bekommen, mehr von EVA und MARTHA zu lesen.

Besuch mich gerne auf meiner Website: www.szmania.org.

Du findest mich auch auf Instagram: @franziska_szmania oder schreib mir eine E-Mail: schriebsal@szmania.org. Ich freue mich immer über Le­serpost.

Dystopische Grüße, deine Franziska

Türchen 7

Und schon ist Nikolaus wieder vorbei und wir öffnen Türchen 7:

Das Buch kann ich euch wirklich nur ans Herz legen, denn der Genre-Mix ist einfach unglaublich gut.

Ardantica: Der Obsidian

von Carolin A. Steinert

Die Suche nach dem Bösen ist nichts, was in das geordnete Leben der ängstlichen Mathematikstudentin Leyla passt. Doch ausgerechnet sie erblickt und durchschreitet einen Übergang in das magische Land Naurénya, das durch einen ungewöhnlichen Zauber nach und nach von schwarzem Stein überzogen wird. Die dortige Bevölkerung ist ratlos. Trotz der Fähigkeit die Elemente zu beherrschen, kennen sie keinen Weg das Unheil aufzuhalten. Bald schon muss Leyla entscheiden, ob sie verdrängen will, was sie gesehen hat oder ob sie bereit ist, nach der Ursache der Versteinerung zu suchen – um eine Welt zu retten, deren Vernichtung auch ihr eigenes Leben gefährden könnte.

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Gewinnen könnt ihr heute eine Print-Ausgabe, wenn ihr möchtet auch signiert von der Autorin.

Eine magische Wettfahrt

Eisiger Wind wehte Theodor van Raiken ins Gesicht. Er schlug den Kragen seines Mantels höher und stapfte weiter durch den Schnee. Inzwischen waren seine Schuhe und Socken durchgeweicht und seine Füße kalt. Im Nachhinein war es eine dumme Idee gewesen, bei dem Wetter herzukommen, aber er hatte eine Pause gebraucht. Einfach mal ein paar Stunden ohne den Trubel, die Verantwortung, das ganze Gerede – ohne seinen Vater und dessen Thron-Besessenheit.

Er seufzte leise und festigte seinen Griff um die Skier, die er auf seinen Schultern trug. Vielleicht sollte er …

Ein kaum wahrnehmbares Knirschen ließ ihn innehalten – sofort fuhr er herum und hob die freie Hand. Bereit einen Angriff abzuwehren.

Gelbe Augen starrten ihn an. Sie gehörten zu einer riesigen, schwarzen Raubkatze, die die spitzen Zähne bleckte.

Theodor ließ die Hand sinken. »Verfolgst du mich?«

Die Umrisse der Raubkatze veränderten sich, dehnten sich aus und innerhalb weniger Sekunden stand ein großer Mann vor ihm.

»Sollte ich?«, fragte der Gestaltwandler.

Theodor zog abschätzig eine Augenbraue hoch. »Was willst du, Pan?«

»Nichts. Ich war nur neugierig, was dich ins Gebirge verschlägt. Ich habe mit vielem gerechnet, aber das …« Er deutete auf die Skier. »… übersteigt meine kühnsten Vorstellungen.« Pan sah aus, als müsste er sich arg zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Ärger stieg in Theodor auf.

»Was ist daran so komisch? Ich kann gut Ski fahren.«

Pan legte den Kopf schief und seine gelben Augen blitzten. »Tatsächlich? Richtig gut? So gut, dass du dir ein Wettrennen zutrauen würdest?«

»Du hast keine Skier dabei.«

Der Gestaltwandler machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich bin ein Panther. Ich stelle mich nicht auf zwei Holzbretter. Aber ich trete gerne gegen dich an – auf vier Beinen.«

Theodor überlegte einen Moment. Warum eigentlich nicht. In dem tiefen Schnee kam der Panther gewiss nicht schnell vorwärts.

»Schön«, sagte er, legte sein Gepäck ab und schnallte sich die Skier unter die Füße. »Wer als erstes unten bei den Bäumen ist.«

»Ich hoffe, du kannst gut verlieren, van Raiken.«

»Schau dir nochmal die Umgebung an, gleich siehst du nämlich nur noch meinen weißen Schneestaub.« Theos Ehrgeiz war geweckt und verdrängte den ganzen Ärger, den er die letzten Tage gehabt hatte.

»Auf die Plätze, fertig …«, sagte Pan.

Sie sahen sich an.

»Los.«

Mit Schwung stieß Theo seine Stöcke in den Schnee und drückte sich ab. Im gleichen Moment verwandelte Pan sich und machte einen Satz vor. Erwartungsgemäß versank er im Schnee. Theodor unterdrückte ein Grinsen, während er an Fahrt zulegte. Ein Stein ragte vor ihm aus dem Schnee. Er aktivierte seine Magie, stieß sich ab und schwebte darüber – als plötzlich eine Feuerwand an ihm vorbeijagte und den Schnee neben ihm schmolz. Gleich darauf schoss eine schwarze Gestalt an ihm vorbei.

Theodor fluchte. »Hey, ohne Magie!«

Pan verwandelte sich in Sekundenschnelle. »Du hast angefangen«, rief er, bevor er als Panther weiterpeste.

»Na, warte.« Mit einer winzigen Handbewegung ließ Theo den Wind auffrischen und sich ordentlich anschieben. Mit seiner Luftmagie würde er schon gewinnen.

Der Abstand zu dem Panther wurde geringer. Noch einmal aktivierte Theodor seine Elementkraft und ließ sich vom Wind durch die Luft tragen. Jetzt war er dem Panther ganz nah. Da verwandelte dieser sich erneut und ein riesiger Feuerball sauste auf Theo zu. Er hatte Mühe der Elementkugel auszuweichen. Sofort setzte er zum Gegenangriff an. Eine heftige Böe erfasste den Panther und stieß ihn zur Seite. Pan fauchte, was Theo noch weiter anstachelte. Während er den Hang hinuntersauste, hob er mit seiner Magie den Schnee an. Es gelang ihm, direkt vor Pans Nase einen Berg zu formen. Die Raubkatze strauchelte und landete mit der Nase in dem kalten Weiß. Theo fuhr an ihm vorbei. Inzwischen hatte er ein ganz schönes Stück zurückgelegt und die Bäume, die das Ziel markierten, kamen immer näher. Er sah über die Schulter, um seinen Abstand zu Pan zu prüfen. Da zog etwas an seinem rechten Ski. Theo taumelte. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er fiel, während irgendetwas ihn weiter festhielt. Stöhnend rappelte er sich ein Stück auf.

»Mist!«, murmelte er. Sein Ski hatte sich in einem knorrigen Strauch verheddert, der Theo nun unbarmherzig festhielt. Mit den Händen versuchte Theodor seinen Fuß zu erreichen, was gar nicht so einfach war.  Eine Bewegung in seinem Augenwinkel ließ ihn innehalten. Pan näherte sich ihm. Rückwärts und in Slow Motion wanderte er in seiner menschlichen Gestalt an Theo vorbei.

»Sieht interessant aus, was du da machst. Was ist das? Dieses Yoga von dem Leyla erzählt hat?« Der Gestaltwandler bückte sich, hob die Mütze auf, die Theo bei dem Sturz verloren hatte, und setzte sie auf. »Die borg ich mir mal aus. Bei dem Tempo werden meine Ohren ganz kalt.« Und in übertriebener Zeitlupe machte er sich daran, den Abhang weiter hinunterzulaufen.

»Na, warte!«, rief Theo und zerrte an seinem Fuß, den der Strauch partout nicht freigeben wollte. Schließlich bog er die kleinen Äste mit seiner Magie auseinander. Endlich war er frei. Hastig rappelte er sich auf. Sein Blick traf Pans. Kaum registrierte der Gestaltwandler, dass sein Konkurrent wieder auf den Beinen war, beendete er seine Slow Motion, verwandelte sich und rannte gen Ziel. Sofort machte sich Theo an die Verfolgungsjagd. Seine Stöcke hatte er längst verloren, aber wozu hatte er seine Magie. Wieder wurde er schneller und schneller. Aber Pan war immer noch vor ihm – Theos rote Mütze auf den schwarzen Katzenohren.

»Jetzt hab’ ich dich!«, rief Theo und frohlockte innerlich, weil ihm der kleine Wettkampf so viel Spaß machte. Er aktivierte seine Magie. Ein kleiner Luftstoß reichte und die Mütze rutschte Pan auf die Nase und versperrte ihm die Sicht. Der Panther strauchelte, überschlug sich und wirbelte den Schnee auf. Jetzt konnte Theo ihn einholen. Zielsicher hielt er auf die Bäume zu. Er überholte Pan – als plötzlich das weiche Weiß vor ihm schmolz. Sofort versuchte er sich mit Magie zu retten, aber er war zu langsam. Erneut fiel er und schlitterte neben Pan auf dem Bauch den restlichen Abhang hinunter.

Keuchend drehte Theo sich schließlich auf dem Rücken. »Du Mistvieh«, brachte er schnaufend hervor.

Pan lachte leise. »Und?«, fragte er. »Geht es dir jetzt besser?«

Der Gestaltwandler war wirklich unmöglich. Woher wusste er … Theo rappelte sich auf. »Noch nicht.« Er machte einen großen Satz auf den nächsten Baum zu und schlug gegen den Stamm. »Erster«, sagte er zufrieden.

In dem Moment schüttelte sich der Baum und warf eine Ladung Schnee auf Theo. Kälte rann über seinen Nacken und seinen Rücken hinunter.

Pan johlte. »Der Sieg sei dir gegönnt.«

Ende

Wenn du mehr über die Protagonisten erfahren willst, hüpf rüber zur Autorin

Türchen 5

Heute versteckt sich hinter dem 5. Türchen des Selfpublishing-Adventskalenders eine Anthologie:

Write my Story: Anthologie

Träume, die wahr werden …

Zum zweiten Mal in Folge bringt J. M. Weimer eine Anthologie zusammen mit talentierten Autorinnen und Autoren heraus. Dieses Jahr stellte sie allen die Herausforderung, einen Song ihrer Wahl neu zu schreiben, neu zu interpretieren. Dabei durften sich die Talente in allen Genres bewegen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Das Ergebnis ist eine einzigartige Playlist und fast vierzig wundervolle Geschichten.

Jetzt heißt es: Kopfhörer rein, Buch auf und Welt aus. Lass dich von den Liedern und ihren Geschichten davontragen.

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Unter anderem ist die Anthologie von Melanie Mur, Hailey M. Evanson und J. M. Weimar.

Gewinnen könnt ihr heute unter dem Beitrag auf Instagram ein Print-Exemplar der Anthologie, herausgegeben von J. M. Weimar, und wenn ihr wollt, signiert von Hailey M. Evanson.

Draufklicken für Instagram🥰

Die magische Begabung

von Hailey M. Evanson

„Guck mal, Malvina! Ich kann es jetzt schon alleine“, rief Carwyn und hielt die Hände in die Höhe. Auf wackligen Beinen versuchte er, das Gleichgewicht zu halten und nicht zu angestrengt auszusehen.

„Wow! Ich bin wirklich beeindruckt, wie schnell du es gelernt hast“, sagte sie und lief locker zu ihm herüber.

Carwyn grinste stolz und beobachtete, wie leichtfüßig sie über das Eis glitt, als würde sie in ihrem Leben nichts anderes tun. Sie konnte sogar ein paar Sprünge und eine Pirouette, etwas, das er nicht mal ausprobieren würde. Er würde sich dabei sicherlich alle Knochen brechen. Aber er hatte innerhalb weniger Tage das Eislaufen gelernt und konnte eigenständig eine kurze Strecke fahren. Das war für ihn eine Meisterleistung.

Gekonnt bremste Malvina vor ihm und reichte ihm die Hand. „Wollen wir dann etwas weiter in den See hineinfahren?“

„Können wir machen, aber langsam, okay?“

„Natürlich, wir wollen ja nicht, dass du hinfällst.“

„Hey! Heute bin ich kein einziges Mal gestürzt, Malvina.“

„Ich weiß, ich habe dich beobachtet“, sagte sie und zwinkerte ihm zu.

Carwyn hielt ihre Hand fest, ließ seine Füße vorsichtig über das Eis gleiten und versuchte, eine gute Balance zu finden. Er ging leicht in die Knie, behielt den Oberkörper aufrecht und ließ seinen Blick über die Winterlandschaft schweifen. Bereits seit einigen Monden war der Wald das reinste Winterparadies. Die Bäume waren weiß, der Schnee stand hoch und der See war wie jedes Jahr zugefroren. Etwas, das Malvina natürlich sofort ausnutzte. Wenn sie nicht zum Jagen in den Wald ging, dann fand man sie auf der Eisfläche. Heute war ein besonders schöner Tag. Die Sonne stand tief, schien golden durch die Baumkronen und wärmte sein Gesicht. Es war nicht mehr ganz so kalt wie in den letzten Tagen, dennoch benötigte er seine dicksten Lederhosen und seine Pelzhandschuhe. Eine Wollmütze, die Malvinas Mutter ihnen zu Weihnachten geschenkt hatte, bedeckte seinen Kopf. Darunter lugte sein krauses langes Haar hervor, das ihm fast bis zu den Schultern fiel.

„Nun alleine, Carwyn“, meinte sie und ließ seine Hand los. Carwyn nickte, streckte seine Arme aus und konzentrierte sich darauf, nicht hinzufallen. Als er zum Stillstand kam, klatschte Malvina hinter ihm.

„Das machst du wirklich sehr gut. Vielleicht können wir nächstes Mal mit ein paar Stückchen anfangen, hm?“ „Ne, Malvina. Ich bin schon froh, wenn ich geradeaus fahren kann“, sagte er lachend und kratzte sich am Hinterkopf.

„Ich weiß doch. Hast du etwas dagegen, wenn ich mal eine ordentliche Runde drehe? Du kannst ja weiterhin üben.“ „Nein, natürlich nicht. Tob‘ dich ruhig aus.“

Sie strahlte ihn an, warf ihre dunkelblonden Locken über ihre Schultern und richtete ihre Mütze. „Kannst du meinen Mantel halten?“

„Wird dir denn nicht zu kalt?“

„Ne, der behindert mich nur. Außerdem wird mir beim Eislaufen immer ganz warm.“

Sie löste ihre Knöpfe und reichte ihm den dicken Pelzmantel. Darunter trug sie ein seidiges Hemd und eine braune, enganliegende Weste, die sie gemeinsam letzte Woche auf dem Markt gekauft hatten. Rasch zupfte sie ihre Kleidung zurecht, nahm Anlauf und flitzte über das Eis. Schneller, als sie jemals rennen könnte. Sie ging in die Knie, sprang in die Lüfte und drehte sich um ihre eigene Achse. Elegant setzte sie wieder auf und fuhr weiter, als wäre nichts gewesen. Mehrere Male hintereinander. Dann zog sie große Kreise um den See und sah dabei so glücklich aus, wie Carwyn sie noch nie gesehen hatte. So frei und unbesorgt, auch wenn ihr Leben in Cattaloh alles andere als einfach war. Es waren die kleinen Momente wie dieser, in denen sie den Alltag in der Stadt vergessen konnten.

Carwyn wandte sich von ihr ab, drückte ihren Mantel fest an seine Brust, der stark nach ihrem Parfüm roch, und versuchte, langsam über das Eis zu gleiten. So wie sie würde er niemals fahren können, doch dafür konnte er mit dem Schwert umgehen und Mandoline spielen. Er musizierte gerne abends mit einem guten Met am Feuer oder in der Schankstube. Manchmal sangen sie auch gemeinsam mit ihren Freunden. Vor allem in der Winterzeit kam die Stadt zusammen und tauschte sich auf einem der wöchentlichen Märkte aus. In der Vorweihnachtszeit waren die Stände besonders schön. An jeder Ecke gab es warme Getränke und leckere süße Speisen. Überall roch es nach Zimt, Nelken und Vanille, aber auch nach herzhaften Düften wie Speck, Käse und Gewürzwein. Er liebte die Winterzeit.

Malvina rauschte an ihm vorbei und Carwyn verlor das Gleichgewicht. Wild schlug er mit den Armen aus und ließ den Mantel fallen. Doch fing er sich schnell wieder und versuchte mühevoll, den Pelz aufzuheben, ohne dabei auszurutschen.

„O Carwyn, das tut mir leid. Hier“, sagte Malvina und reichte ihm das Kleidungsstück. „Wollen wir noch gemeinsam ein Stück laufen?“

Er winkte ab. „Nein, ist schon okay, ich halte mich doch ganz gut alleine. Fahr ruhig.“ „In Ordnung“, sagte sie lächelnd und sauste wieder davon.

Carwyn sah ihr grinsend hinterher, dann fuhr er gedankenversunken umher. Mittlerweile musste er sich dabei gar nicht mehr so sehr anstrengen. Zwar kam er immer wieder ins Wanken, doch konnte er sich ausbalancieren, um nicht zu stürzen. Er dachte darüber nach, was sie an ihrem gemeinsamen freien Tag noch machen konnten. Viel Zeit hatten sie nicht mehr, die Sonne würde bald untergehen. Sie könnten über den Stadtmarkt schlendern, sich Zimtrollen und einen Wein kaufen, und den Abend in der Schankstube ausklingen lassen. Vielleicht würden sie auch einmal die teure Stube vorne am Stadttor ausprobieren. Diese sollte wohl besonders gut sein.

Ein Knacken unter seinen Füßen riss ihn aus seinen Gedanken. Carwyn sah an sich hinab und wurde augenblicklich langsamer. Er bemerkte einen dicken Schlitz in der Eisfläche und blieb stehen. Hektisch sah er sich um – Malvina war in der Ferne. Das Eis knirschte weiter unter seinen Füßen, er holte tief Luft und rührte sich nicht mehr. Carwyn wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Er befand sich auf dünnem Eis und musste jetzt sehr vorsichtig sein. Doch was tat man in solch einer Situation? Er war Schwertkämpfer und kein Eisläufer.

Behutsam setzte er den Fuß auf dem Eis auf – die Fläche knackste wieder und der nächste Spalt zeigte sich. Außerdem hatte er das Gefühl, dass die Stelle unter seinen Füßen auf einmal merkwürdig nachgab … Er musste hier weg, schnell! Fiel er ins Wasser, so würde er sich den Tod holen.

Carwyn presste seine Lippen zusammen, drückte den Mantel enger an seinen Körper und betete zu den Göttern, er möge heil vom Eis kommen. Doch diese hatten andere Pläne. Bei dem nächsten Schritt verlor er das Gleichgewicht, stürzte auf die Eisfläche und brach hindurch. Ehe er sich versah, umgab ihn die eisige Kälte des Sees. Panisch schlug er mit den Händen umher, um zurück zur Wasseroberfläche zu gelangen, doch das Schwimmen hatte er nie gelernt. Das eiskalte Wasser bohrte sich in seinen Körper wie tausend Messerstiche, seine schwere Kleidung zog ihn weiter hinunter. Er wusste, dass er verloren hatte. Auch ohne häufig Eiszulaufen hatte er mitbekommen, dass die Menschen hier ertranken und eine Rettung aussichtslos war. Trotzdem gab er nicht auf, das konnte er einfach nicht!

Er ließ den Mantel fallen, versuchte eisern, sich an die Oberfläche zurückzukämpfen, auch wenn er das Gefühl hatte, weiter nach unten zu sinken. Er probierte es immer wieder, bis das Eis nicht mehr in greifbarer Nähe war und er von der Dunkelheit des Sees verschlungen wurde. Sein Körper war taub vor Kälte, seine Lunge brannte und er spürte, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Er hatte keine Kraft, konnte sich nicht bewegen und glitt nur noch leblos durch das eisige Wasser, als er plötzlich etwas Helles entdeckte. Der leuchtende Fisch kam direkt auf ihn zu, würde ihn vermutlich angreifen, doch Carwyn konnte nichts dagegen tun.

Das Tier wurde immer größer und zu seiner Überraschung erkannte er, dass es gar kein Fisch, sondern eine Frau war. Grüne lange Locken schmückten ihr Gesicht, ihr Körper war von einem leuchtenden Schimmer umgeben und spendete ihnen etwas Licht. Doch das auffälligste waren ihre Beine. Sie waren fest verschmolzen, von unzähligen goldenen Schuppen übersät, und an ihren Füßen zeigte sich eine fischige Schwanzflosse.

Was machte denn eine Frau mitten in diesem eisigen Gewässer? Und weshalb trug sie solch merkwürdige Fischflossen? Er musste träumen oder den Verstand verloren haben. Vermutlich war er bereits zu lange ohne Luft hier unten und halluzinierte.

Die Frau kam ihm noch näher, nahm sein Gesicht in ihre warmen Hände und presste ohne Vorwarnung ihre Lippen auf seine. Er erwiderte verwirrt den Kuss, öffnete sanft seinen Mund und hatte das Gefühl, sie würde ihm Luft einhauchen und Wärme schenken.

„Du musst besser aufpassen“, meinte sie und löste sich wieder von ihm. Ihre Stimme war glockenklar und direkt in seinem Kopf zu hören, als wäre sie in seinen Geist eingedrungen.

Schnell schnappte sie sich seine Hand und zog ihn hinauf. Carwyn verstand nicht, was gerade passierte, und betrachtete erstaunt ihre goldenen Schuppen. Sie schienen fest an ihrer Haut zu kleben und zogen sich bis zu ihrem Bauchnabel.

War das real oder drehte er nun vollkommen durch?

Viel Zeit blieb ihm nicht, um darüber nachzudenken. Innerhalb weniger Augenblicke hatten sie die Wasseroberfläche erreicht und schossen durch eine dünne Eisschicht. Die junge Frau schob seinen Körper behutsam auf eine dickere Eisstelle und lächelte ihm zu. Carwyn rang um Luft, verkrampfte sich und zitterte am ganzen Leib. Als er sich wieder fing, war sie bereits verschwunden.

„Bei den Göttern, Carwyn! Geht es dir gut?“, rief Malvina und raste auf ihn zu.

„Kannst du zu mir kommen? Ich bin mir nicht sicher, wie dick das Eis bei dir ist.“

Er nickte benommen und kroch auf den Ellenbogen zu ihr herüber. Als er sie erreichte, schloss sie ihn in die Arme und drückte ihn fest an ihren warmen Körper.

„Was machst du nur für Sachen, hm? Ich dachte schon, ich hätte dich für immer verloren! Wie hast du das geschafft?“

Carwyn fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und legte seine Arme um

ihre Taille. „Ich weiß nicht, da war diese Frau. Sie hat mich gerettet.“ „Eine Frau? Im Wasser?“ Er nickte. „Carwyn … Wie sollte eine Frau …?“

„Ich weiß auch nicht, Malvina. Aber ich habe sie gesehen. Sie hatte grüne Haare und …“ Er schielte zu ihr hoch, sie glaubte ihm nicht. Natürlich nicht. Wie sollte ein Mensch denn im Wasser überleben?

„Sie hat mich gerettet, Malvina. Wirklich. Wie hätte ich es alleine aus dem See schaffen sollen? Dafür war ich zu lange unten. Ich kann mich ja kaum noch bewegen. Glaub mir. Eine Frau mit grünen Locken und … einem Fischschwanz. Sie hat sogar mit mir gesprochen!“

Malvina schüttelte ungläubig den Kopf und strich ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Vielleicht warst du auch einfach kräftig genug, um dich selbst aus dem Wasser zu ziehen, hm? Du bist oft viel stärker, als du denkst.“

„Nein, Malvina. Ich weiß, was ich gesehen habe.“ Das tat er doch oder hatte er nun endgültig seinen Verstand verloren?

„Ja, Carwyn. Aber unter den Umständen kann es sein, dass du dir auch was eingebil-“ Sie unterbrach ihren Satz, als plötzlich etwas durchs Wasser schoss.

Er sah, wie ihr Pelzmantel, den er unten verloren hatte, auf dem Eis landete und eine goldene Fischflosse wieder im See verschwand.

„Malvina! Hast du das eben gesehen?“, fragte er und deutete mit seiner zitternden Hand auf die Stelle. Sie sah ihn mit großen Augen an und nickte. „Eine Frau, die unter Wasser lebt, also? Eine … Wasserfrau?“

Sie hatte die Flosse also auch gesehen, er war nicht verrückt geworden. Den Göttern sei Dank! „Ja, sie hat mich irgendwie im Wasser gefunden und … Sie hat mir das Leben gerettet, Malvina.“

„Wahnsinn … Ich meine … Wie ist das möglich?“

Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht gibt es in diesem See mehr, als wir dachten? Frauen mit Fischschwänzen, die unter Wasser leben … Ich weiß, das klingt total verrückt, doch du hast die Flosse auch gesehen.“ „Schon möglich“, meinte sie nachdenklich.

„Aber Malvina, ich denke, wir sollten niemanden hiervon erzählen. Wer weiß, auf was für Ideen die Männer in Cattaloh kommen, wenn sie wissen, dass hübsche Frauen hier leben und sie vor dem Ertrinken bewahren.“

Ihr Blick löste sich vom Eis. „Natürlich, es würde uns sowieso keiner glauben … Aber jetzt laufen wir erstmal zur Stadt zurück. Du brauchst dringend ein heißes Bad und danach gehen wir etwas Leckeres auf dem Markt essen. Was sagst du?“

„Gerne“, meinte er und versuchte, sich wieder auf die Beine zu bringen, was durch die Schlittschuhe nicht gerade einfach war. Malvina half ihm dabei und gemeinsam liefen sie vorsichtig zurück.

Dass er gerade so mit dem Leben davongekommen war, weil dieses Wesen ihn gerettet hatte, darüber wollte er jetzt gar nicht nachdenken. Er wusste auch nicht, ob ihm das wirklich bewusst war, oder ob er noch unter Schock stand und die Situation nicht realisierte. Doch ohne diese Fischfrau würde er nicht mehr hier stehen. Vielleicht hatten die Götter sie geschickt, er würde es nie erfahren. Stumm dankte er ihr und krallte sich fester an Malvina. Aufs Eis würde er sich vermutlich nicht mehr so schnell trauen. Oder konnte er sich sicher sein, dass er ihr auch nächstes Mal begegnen würde?

„Worauf hast du heute Abend Lust, Carwyn?“

Ende

Türchen 6

Ho, Ho, Ho – Und hallo zum Nikolaus oder auch dem 6. Türchen des Selfpublishing-Adventskalenders:

Heute mit einer etwas anderen Überraschung, ihr bekommt nämlich von mir ein Rezept. Aber ein ganz einfaches, welches wirklich jeder hinbekommt und es schmeckt so verlockend, damit könnt ihr euch vielleicht sogar Liam aus dem heutigen Buch schnappen 😉

Aber Achtung! Bei Mika D. Mon wird es Dark 😉

Unser Licht gegen die Dunkelheit – Narbensohn

Helena
»Küss mich endlich!«, schießt es mir durch den Kopf. Was denke ich da? Es ist falsch, verdammt! Er ist mein Entführer! Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass hinter dem Mann mit den stechend blauen Augen und der abweisenden Art mehr steckt, als der kaltblütige Mörder, der vorgibt zu sein.

Liam
Du hast dir in den Kopf gesetzt, mich zu retten, weil du denkst, dass hinter meiner Fassade etwas Gutes schlummert. Helena, ich bin alles andere als Gut, ich bin kein Held und wenn du nicht aufpasst, werde ich dich mit mir in die Dunkelheit ziehen. Lauf weg, meine Schöne, und bete, dass ich dich nicht einhole.

Eine einzigartige, dunkle Liebesgeschichte voller Spannung, Dramatik und einer Prise Humor.

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Gewinnen könnt ihr heute eine Print-Ausgabe, wenn ihr möchtet auch signiert von dem Autorinnen-Duo Mika D. Mon

Verführerisches Schokobrot

Zutaten

  • 250 g Butter (am besten weich bzw. Zimmertemperatur)
  • 250 g Zucker
  • 250 g gemahlene Mandeln
  • 100 g Mehl
  • 6 Eier
  • 250 g Vollmilchschokolade, geraspelt
  • Kuvertüre oder Schokolade zum bestreichen
  • Dekor

Zubereitung

  1. Eier, Zucker und Butter richtig schaumig schlagen
  2. Mehl, Mandeln und Schokolade dazu geben und verrühren
  3. Backblech gut einfetten oder mit Backpapier auslegen
  4. Teig auf dem Backblech verteilen

Bei Umluft 180°C im Backofen auf mittlerer Schiene circa 20 Minuten backen (je nach Backofen). Wenn nichts mehr an einem Zahnstocher klebt, ist es perfekt.

Wenn der Teig noch warm ist, mit Schokolade oder Kuvertüre übergießen (nehme hier meistens 100-150g Vollmilchschokolade) und Dekor (z.B. Schokoherzen) belegen.

Und jetzt genießen 😉

Türchen 4

Schönen 2. Advent euch – heute mit dem neusten Werk von Saskia Stanner im Selfpublishing-Adventskalender:

Höllenflügel: Chroniken des Himmels 1

Als die Elfe Jasmin entgegen aller Erwartungen schwarze Flügel erhält, bricht für sie eine Welt zusammen. Schwarz ist die Farbe der Hölle und das lässt die Gesellschaft der Elfen Jasmin spüren. Verzweifelt geht sie mit dem Erzengel Gabriel einen folgenschweren Deal ein: Sie soll den Teufel ausspionieren und den immerwährenden Kampf zwischen Himmel und Hölle beenden. Im Training mit den Erzengeln zeigt sich, dass ihre Schwingen keine Laune der Natur sind. Doch die Seite des Lichts wird ihr zum Verhängnis, als sie Geheimnisse ergründet, die nicht für sie bestimmt sind. Und als Jasmin begreift, was hinter ihrer mysteriösen Familiengeschichte steckt, ist es vielleicht schon zu spät für die Elfe mit den Höllenflügeln.

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Gewinnen könnt ihr heute unter dem Beitrag auf Instagram ein Goodie-Set gepackt von der Autorin passend zum Buch.

Ihr wisst ja, einfach draufklicken🥰

Wintersonnenwende im Elfenreich

von Saskia Stanner

Die weißen Berggipfel glitzerten leicht rötlich im Licht der untergehenden Sonne. Trotzdem konnte ich den Anblick nicht genießen. Zu groß war die Angst, dass mein Vater mich fallen ließ. Natürlich wusste ich, dass er das niemals aktiv tun würde, aber sowas konnte schnell passieren. Das Gefühl in meinen Finger hatte ich schon längst verloren. Stattdessen kamen sie mir eher wie Eiszapfen vor. Trotz der Handschuhe. Ich war so froh, nächstes Jahr endlich selbst fliegen zu können und nicht mehr die einzige Elfe in unserer Familie zu sein, die keine Flügel besaß.

Erleichtert atmete ich auf, als wir nach einer gefühlten Ewigkeit auf dem Dorfplatz landeten. Das Lagerfeuer in der Mitte brannte schon und spendete angenehme Wärme, die vor allem meinen Händen guttat. Verschiedene Düfte erfüllten gleichzeitig meine Nase. Fast schon zu süße kandierte Äpfel, die ich an einem Stand entdecken konnte. Unterschiedliche Kräuter, die an einem Hüttendach nicht weit entfernt von mir hingen. Nicht zu vergessen, das sanfte Prasseln des Feuers, das all das mit dem passenden Hintergrundgeräusch unterlegte.

Nachdem meine Finger wieder einigermaßen beweglich waren, drehte ich mich im Kreis und betrachtete die Hütten, die in jedem Jahr mehr wurden. Inzwischen waren nur noch die Zugänge zu den Straßen frei, sonst war der ganze Rand des Platzes besetzt. Essen, Trinken, selbstgemachte Kleinigkeiten – ich wusste gar nicht, zu welchem Stand ich als erstes wollte.

Meine Schwester Camille hakte sich bei mir unter. „Oh, Jasmin, ich kann mich gar nicht entscheiden, wo ich zuerst hin will. Lass uns schauen, was es dieses Jahr so zum entdecken gibt.“ Ihre Augen leuchteten und ich war mir sicher, dass es bei mir nicht anders war.

Wir ließen uns an den verschiedenen Auslagen entlang treiben. Seifen, handgenähte Topflappen und kleine Duftsäckchen, deren Geruch mich schon am Anfang eingefangen hatte – die Auswahl war riesig. Am liebsten hätte ich überall etwas probiert oder mitgenommen, aber da spielte mein Geldbeutel leider nicht mit.

Vor einem Stand blieb ich besonders lang stehen. Die Elfen dort verkauften kleine Schmuckstücke, die sie aus alten Gegenständen hergestellt hatten. Eine Kette mit einem gebogenen Löffel als Anhänger zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Eingebrannt in den Löffel war eine kleine Blume, die unglaublich filigran gearbeitet war. Präzise Linien teilten die verschiedenen Blätter ab. Behutsam fuhr ich mit dem Finger darüber. Ich spürte fast gar nicht, dass der Untergrund nicht flach war. „Das ist unglaublich“, flüsterte ich.

„Willst du es?“ Vor lauter Staunen hatte ich fast vergessen, dass Cammi neben mir stand.

„Nein, nein.“ Schnell schüttelte ich den Kopf. „Ich habe sowieso kein Geld mehr.“ Das hatte ich schon für eine Seife und etwas zu Essen ausgegeben.

Meine Schwester zog ihren Beutel mit den Münzen hervor. „Wie viel kostet diese Kette?“, wollte sie von der Frau am Stand wissen.

„Cammi, du …“

Mit einer Handbewegung brachte sie mich zum Schweigen. Stattdessen ließ sie sich den Preis nennen und bezahlte ohne Murren. Obwohl zehn Goldmünzen für eine Kette nicht gerade wenig waren.

„Die Menschen schenken sich an einem Tag im Winter immer etwas“, erklärte sie mir, nachdem wir ein paar Schritte von der Hütte weggetreten waren. „Wieso sollten wir das nicht auch tun? Frohe Wintersonnenwende, Jasmin.“

Sie trat hinter mich und legte mir die Kette um. Der Löffelteil hinterließ ein kaltes Gefühl auf meiner Brust, was aber zu meinem Erstaunen nicht unangenehm war. Anscheinend hatte ich mich schon genug aufgewärmt. „Danke.“ Hitze stieg mir in die Wangen. „Aber jetzt habe ich gar nichts für dich. Willst du dir …?“

„Das ist doch nicht nötig“, winkte Camille ab und hakte sich wieder bei mir unter. „Du bist noch Schülerin, während ich zum ersten Mal selbst festes Geld verdiene.“ Erst vor wenigen Monaten hatte sie ihre Arbeit in unserem Königspalast angetreten.

Wir machten uns auf den Weg zurück zu unseren Eltern, die mit Tassen voll heißem Nektar auf uns warteten. Es war inzwischen deutlich voller geworden, weswegen wir uns an einer Vielzahl von Flügeln vorbeischieben mussten. Alle Elfen hatten sich um das Lagerfeuer versammelt und eine kleine Musikgruppe stimmte ein Lied an, das die meisten mitsingen konnten. In der einen Hand mein Heißgetränk, den anderen Arm um meine Schwester gelegt, hatte ich das Gefühl, bereit zu sein für nächstes Jahr. Die Wärme in meinem Inneren kam nicht mehr nur von dem Feuer vor mir. Mein achtzehnter Geburtstag und die Beflügelung standen an – es konnte also nur gut werden.

Ende