Türchen 10

Heute habe ich im Selfpublishing-Adventskalender etwas besonderes, eine Dystopie. Aber mit Engeln und Dämonen, einfach eine grandiose Idee:

Seelensucher 1 – Gefallen

von Sybille Roth

New America 2063: Der Dritte Weltkrieg hat die Welt, wie wir sie kennen, völlig zerstört. Engel und Dämonen wandeln wieder über die Erde und führen einen gnadenlosen Kampf um die Seelen der letzten Menschen.

Eigentlich wollte Roberta, einst Anhängerin Luzifers, nach der Flucht von ihrem mächtigen Vater nie wieder etwas mit einem Unsterblichen zu tun haben.

Pech nur, dass ausgerechnet Erzengel Gabriel sie als Seelenbotin auserkoren hat. Und dass sein Entschluss sterblich zu werden, ihrer beider Leben gehörig durcheinanderbringt.

Als Roberta von ihrer dunklen Vergangenheit eingeholt wird, steht alles auf dem Spiel, für das sie jemals gekämpft hat: ihre Freiheit, ihre Freundschaften und ihre immer stärker werdenden Gefühle für Gabriel.

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Kurzgeschichte zu Seelensucher

Hope saß in der Bibliothek des alten Klosters und kontrollierte, ob sie auch an alles gedacht hatte.

Das Diktiergerät?

Check.

Notizblock und Stift?

Check.

Ihre Kamera?

Check.

Ob sie aufgeregt war?

Und wie. Ihr Puls raste und ihre Hände waren feucht. Heute wollte sie Geschichte schreiben.

Wie lange hatte sie auf diesen Tag hingearbeitet und Oberin Clair darum gebeten, ihn möglich zu machen. Die Schülerzeitung stand erst am Anfang, aber dieser Artikel würde der absolute Renner werden.

Die Tür öffnete sich mit einem Knarren und ihr Herz machte einen Satz.

Clair betrat den Raum, gefolgt von einem Mann und einer Frau.

„Hope, darf ich vorstellen: Roberta und Gabriel.“

„H…hallo“, brachte sie krächzend hervor und streckte ihre Hand aus.

Sie zitterte. Verdammt. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Immerhin war sie die Chef-Redakteurin und beste Schülerin des Internates, das unter dem Protektorat des Klosters stand.

Eine Hand ergriff ihre und drückte sie. „Hi, Hope. Es freut mich sehr, dich kennenzulernen. Bitte nenne mich Bobby.“

Sofort beruhigte sich ihr rasender Puls. Der Griff der braunhaarigen Frau war fest, ihr Blick warm.

Sie fand ihre Stimme wieder. „Es freut mich ebenfalls, Ms. Maaron.“

„Wie gesagt, einfach nur Bobby“, kam die Erwiderung.

Nicht verwunderlich, dass sie keinen Wert auf ihren Nachnamen legte. Ihr Vater, dem sie Jahre zuvor den Rücken gekehrt hatte, war Anhänger Luzifers und einer der mächtigsten Männer der Stadt.

„Das ist Gabriel.“

Hope zwang sich, zu ihm hochzublicken.

Gabriel. Der Erzengel, der seine Unsterblichkeit aufgegeben hatte. Nicht länger hatte er den himmlischen Regeln Folge leisten wollen. Sie hatte es ihm verboten, an der Seite seiner menschlichen Verbündeten zu kämpfen.

Viel romantischer hingegen war die Vorstellung, dass er es getan hatte, um Roberta – Bobby – lieben zu dürfen.

„Es ist mir eine Ehre“, platzte es aus ihr heraus.

Er drückte Hopes Hand. „Die Ehre ist ganz meinerseits. Clair hat erzählt, dass du eine ihrer besten Schülerinnen bist.“

Sie nickte, sprachlos.

„Und dass du bereits diverse Wohltätigkeitsaktionen auf die Beine gestellt hast und Kindern aus dem Randgebiet der Stadt Nachhilfe gibst.“

Röte schoss in ihre Wangen. „Das ist doch selbstverständlich.“

„Ist es nicht“, erwiderte er. „Und der Grund, weshalb ich bereit war, dieses Interview zu führen.“

Bobby seufzte. „Gabe.“

„Was?“

„Das klang ein wenig harsch.“

Eine geschwungene Augenbraue hob sich. „Tatsächlich? Das war nicht meine Absicht.“

Seine Gefährtin lächelte Hope an und zwinkerte. „Wollen wir?“

Geschäftig nickte sie und stellte das Diktiergerät an. „Vielen Dank, dass Sie beide sich bereiterklärt haben, dieses Interview zu führen. Ich habe mich gefragt…“

Die Tür flog auf. Ein Mann mit kahlrasiertem Schädel kam herein, über und über mit einer übelriechenden, grünlich-weißen Substanz bedeckt, die Hope noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Unter seinem Arm klemmte ein Buch.

Bobby sprang auf. „Was ist los, Duncan?“

„Wollte das hier nur abliefern.“ Das Buch landete auf einem der Nachbartische. „Hab‘s in der Kanalisation nach dem Kampf gegen einige Mutanten gefunden. Sah alt und wichtig aus.“ Mit einem Grinsen winkte er Hope zu. „Nachwuchs?“

„Sicher nicht für deinen Job“, erwiderte Gabriel kühl. „Sie ist klug.“

„Hey, Magic Gabe, ich habe auch Gefühle. Und ich bin nicht auf den Kopf gefallen.“

„Was noch zu beweisen wäre.“ Bobby lachte. „Geh dich duschen!“

Und weg war er.

Hope starrte ihm hinterher.

„Wie lautet deine Frage?“

Sie setzte an fortzufahren, als sich dir Tür erneut öffnete. Diesmal betrat eine junge blonde Frau mit den ledernen Flügeln eines Succubus den Raum. Ihre Wangen waren gerötet.

„Unmöglich“, murmelte sie und schien sie nicht zu bemerken. An dem Buch machte sie Halt und nahm es behutsam in die Hände. „Es gibt Regeln für das Mitbringen von Fundstücken.“

Und weg war sie.

Bobby seufzte. „Entschuldige bitte. Wie du siehst, ist viel los. Was wolltest du…. Mephisto!“

Hope folgte ihrem Blick. Ein dunkler Kater war durch das offene Fenster in die Bibliothek gesprungen und spielte mit einer Feder.

Sie war groß. Und strahlendweiß.

Gabriel erhob sich. „Ist das Raphaels?“

Hope wurde hellhörig.

„Was?“ Bobby eilte vor, doch der Kater brachte seinen Fund unter dem nächsten Schrank in Sicherheit. „Nein.“

„Es sieht aber ganz danach aus.“

„Mephisto würde niemals die Feder eines Erzengels stehlen.“

Gabriel hob eine Augenbraue.

Bobby erwiderte seinen Blick, dann prustete sie los. „Meinst du, er ist sauer?“

„Wie hätte ich reagiert?“

Sie lachte heftiger. „Du hättest es mir bis in alle Ewigkeit vorgehalten!“

„Da hast du deine Antwort.“

Es dauerte eine Minute, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Gabriel schien zwischen Amüsiert- und Genervtheit zu schwanken und sagte an Hope gewandt: „Sie ist gleich so weit.“

„In Ordnung. Es kann weitergehen.“ Bobby wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.

Hopes Block war inzwischen vollgeschrieben. Sie hatte schon jetzt so viel zu erzählen!

Aber zunächst sollte sie endlich die erste Frage stellen. „Wie sieht ein ganz normaler Tag bei euch beiden aus?“

Bobby deutete um sich, grinsend: „Du hast ihn soeben miterlebt.“

Ende

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