Türchen 7

Und schon ist Nikolaus wieder vorbei und wir öffnen Türchen 7:

Das Buch kann ich euch wirklich nur ans Herz legen, denn der Genre-Mix ist einfach unglaublich gut.

Ardantica: Der Obsidian

von Carolin A. Steinert

Die Suche nach dem Bösen ist nichts, was in das geordnete Leben der ängstlichen Mathematikstudentin Leyla passt. Doch ausgerechnet sie erblickt und durchschreitet einen Übergang in das magische Land Naurénya, das durch einen ungewöhnlichen Zauber nach und nach von schwarzem Stein überzogen wird. Die dortige Bevölkerung ist ratlos. Trotz der Fähigkeit die Elemente zu beherrschen, kennen sie keinen Weg das Unheil aufzuhalten. Bald schon muss Leyla entscheiden, ob sie verdrängen will, was sie gesehen hat oder ob sie bereit ist, nach der Ursache der Versteinerung zu suchen – um eine Welt zu retten, deren Vernichtung auch ihr eigenes Leben gefährden könnte.

Amazon.de

Gewinnen könnt ihr heute eine Print-Ausgabe, wenn ihr möchtet auch signiert von der Autorin.

Eine magische Wettfahrt

Eisiger Wind wehte Theodor van Raiken ins Gesicht. Er schlug den Kragen seines Mantels höher und stapfte weiter durch den Schnee. Inzwischen waren seine Schuhe und Socken durchgeweicht und seine Füße kalt. Im Nachhinein war es eine dumme Idee gewesen, bei dem Wetter herzukommen, aber er hatte eine Pause gebraucht. Einfach mal ein paar Stunden ohne den Trubel, die Verantwortung, das ganze Gerede – ohne seinen Vater und dessen Thron-Besessenheit.

Er seufzte leise und festigte seinen Griff um die Skier, die er auf seinen Schultern trug. Vielleicht sollte er …

Ein kaum wahrnehmbares Knirschen ließ ihn innehalten – sofort fuhr er herum und hob die freie Hand. Bereit einen Angriff abzuwehren.

Gelbe Augen starrten ihn an. Sie gehörten zu einer riesigen, schwarzen Raubkatze, die die spitzen Zähne bleckte.

Theodor ließ die Hand sinken. »Verfolgst du mich?«

Die Umrisse der Raubkatze veränderten sich, dehnten sich aus und innerhalb weniger Sekunden stand ein großer Mann vor ihm.

»Sollte ich?«, fragte der Gestaltwandler.

Theodor zog abschätzig eine Augenbraue hoch. »Was willst du, Pan?«

»Nichts. Ich war nur neugierig, was dich ins Gebirge verschlägt. Ich habe mit vielem gerechnet, aber das …« Er deutete auf die Skier. »… übersteigt meine kühnsten Vorstellungen.« Pan sah aus, als müsste er sich arg zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Ärger stieg in Theodor auf.

»Was ist daran so komisch? Ich kann gut Ski fahren.«

Pan legte den Kopf schief und seine gelben Augen blitzten. »Tatsächlich? Richtig gut? So gut, dass du dir ein Wettrennen zutrauen würdest?«

»Du hast keine Skier dabei.«

Der Gestaltwandler machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich bin ein Panther. Ich stelle mich nicht auf zwei Holzbretter. Aber ich trete gerne gegen dich an – auf vier Beinen.«

Theodor überlegte einen Moment. Warum eigentlich nicht. In dem tiefen Schnee kam der Panther gewiss nicht schnell vorwärts.

»Schön«, sagte er, legte sein Gepäck ab und schnallte sich die Skier unter die Füße. »Wer als erstes unten bei den Bäumen ist.«

»Ich hoffe, du kannst gut verlieren, van Raiken.«

»Schau dir nochmal die Umgebung an, gleich siehst du nämlich nur noch meinen weißen Schneestaub.« Theos Ehrgeiz war geweckt und verdrängte den ganzen Ärger, den er die letzten Tage gehabt hatte.

»Auf die Plätze, fertig …«, sagte Pan.

Sie sahen sich an.

»Los.«

Mit Schwung stieß Theo seine Stöcke in den Schnee und drückte sich ab. Im gleichen Moment verwandelte Pan sich und machte einen Satz vor. Erwartungsgemäß versank er im Schnee. Theodor unterdrückte ein Grinsen, während er an Fahrt zulegte. Ein Stein ragte vor ihm aus dem Schnee. Er aktivierte seine Magie, stieß sich ab und schwebte darüber – als plötzlich eine Feuerwand an ihm vorbeijagte und den Schnee neben ihm schmolz. Gleich darauf schoss eine schwarze Gestalt an ihm vorbei.

Theodor fluchte. »Hey, ohne Magie!«

Pan verwandelte sich in Sekundenschnelle. »Du hast angefangen«, rief er, bevor er als Panther weiterpeste.

»Na, warte.« Mit einer winzigen Handbewegung ließ Theo den Wind auffrischen und sich ordentlich anschieben. Mit seiner Luftmagie würde er schon gewinnen.

Der Abstand zu dem Panther wurde geringer. Noch einmal aktivierte Theodor seine Elementkraft und ließ sich vom Wind durch die Luft tragen. Jetzt war er dem Panther ganz nah. Da verwandelte dieser sich erneut und ein riesiger Feuerball sauste auf Theo zu. Er hatte Mühe der Elementkugel auszuweichen. Sofort setzte er zum Gegenangriff an. Eine heftige Böe erfasste den Panther und stieß ihn zur Seite. Pan fauchte, was Theo noch weiter anstachelte. Während er den Hang hinuntersauste, hob er mit seiner Magie den Schnee an. Es gelang ihm, direkt vor Pans Nase einen Berg zu formen. Die Raubkatze strauchelte und landete mit der Nase in dem kalten Weiß. Theo fuhr an ihm vorbei. Inzwischen hatte er ein ganz schönes Stück zurückgelegt und die Bäume, die das Ziel markierten, kamen immer näher. Er sah über die Schulter, um seinen Abstand zu Pan zu prüfen. Da zog etwas an seinem rechten Ski. Theo taumelte. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er fiel, während irgendetwas ihn weiter festhielt. Stöhnend rappelte er sich ein Stück auf.

»Mist!«, murmelte er. Sein Ski hatte sich in einem knorrigen Strauch verheddert, der Theo nun unbarmherzig festhielt. Mit den Händen versuchte Theodor seinen Fuß zu erreichen, was gar nicht so einfach war.  Eine Bewegung in seinem Augenwinkel ließ ihn innehalten. Pan näherte sich ihm. Rückwärts und in Slow Motion wanderte er in seiner menschlichen Gestalt an Theo vorbei.

»Sieht interessant aus, was du da machst. Was ist das? Dieses Yoga von dem Leyla erzählt hat?« Der Gestaltwandler bückte sich, hob die Mütze auf, die Theo bei dem Sturz verloren hatte, und setzte sie auf. »Die borg ich mir mal aus. Bei dem Tempo werden meine Ohren ganz kalt.« Und in übertriebener Zeitlupe machte er sich daran, den Abhang weiter hinunterzulaufen.

»Na, warte!«, rief Theo und zerrte an seinem Fuß, den der Strauch partout nicht freigeben wollte. Schließlich bog er die kleinen Äste mit seiner Magie auseinander. Endlich war er frei. Hastig rappelte er sich auf. Sein Blick traf Pans. Kaum registrierte der Gestaltwandler, dass sein Konkurrent wieder auf den Beinen war, beendete er seine Slow Motion, verwandelte sich und rannte gen Ziel. Sofort machte sich Theo an die Verfolgungsjagd. Seine Stöcke hatte er längst verloren, aber wozu hatte er seine Magie. Wieder wurde er schneller und schneller. Aber Pan war immer noch vor ihm – Theos rote Mütze auf den schwarzen Katzenohren.

»Jetzt hab’ ich dich!«, rief Theo und frohlockte innerlich, weil ihm der kleine Wettkampf so viel Spaß machte. Er aktivierte seine Magie. Ein kleiner Luftstoß reichte und die Mütze rutschte Pan auf die Nase und versperrte ihm die Sicht. Der Panther strauchelte, überschlug sich und wirbelte den Schnee auf. Jetzt konnte Theo ihn einholen. Zielsicher hielt er auf die Bäume zu. Er überholte Pan – als plötzlich das weiche Weiß vor ihm schmolz. Sofort versuchte er sich mit Magie zu retten, aber er war zu langsam. Erneut fiel er und schlitterte neben Pan auf dem Bauch den restlichen Abhang hinunter.

Keuchend drehte Theo sich schließlich auf dem Rücken. »Du Mistvieh«, brachte er schnaufend hervor.

Pan lachte leise. »Und?«, fragte er. »Geht es dir jetzt besser?«

Der Gestaltwandler war wirklich unmöglich. Woher wusste er … Theo rappelte sich auf. »Noch nicht.« Er machte einen großen Satz auf den nächsten Baum zu und schlug gegen den Stamm. »Erster«, sagte er zufrieden.

In dem Moment schüttelte sich der Baum und warf eine Ladung Schnee auf Theo. Kälte rann über seinen Nacken und seinen Rücken hinunter.

Pan johlte. »Der Sieg sei dir gegönnt.«

Ende

Wenn du mehr über die Protagonisten erfahren willst, hüpf rüber zur Autorin

Kommentar verfassen