Heute öffnen wir Türchen 2 des Selfpublisher-Adventskalenders mit dem Prequel zur neuen Fantasy-Reihe von Anja Lehmann:
Queen of Snow
Skade, die Göttin über Schnee und Eis kommt auf die Welt Favoria. Der Gottvater ist außer sich und bannt seine Tochter in den Körper einer menschlichen Frau. Skade sucht verzweifelt einen Weg, das sich ausbreitende Böse zu stoppen. Dabei begegnet sie Siguriél, einem Mann aus dem Reich Gemma und verliebt sich in ihn.
Wird diese Liebe auch im Angesicht des Bösen überdauern, oder macht Skade den Fehler ihres Lebens wenn sie den Menschen vertraut?
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Zerrissen von Anja Lehmann
Die kühle Nachtluft ließ ihn frösteln, als er dem Schneetreiben
zusah. Er stand auf dem Balkon seines prächtigen Gemachs und
legte den Kopf in den Nacken. Dicke weiße Flocken fielen ihm
auf das Gesicht und mischten sich mit seinen Tränen. Die Luft
roch nach dem Segen des Winters und er wusste, dass er seine
Gefühle besser in den Griff bekommen musste, um das von ihm
Verlangte durchzuführen. Er dachte an die Göttin in ihrem
Schneepalast, die dort allein weilte, abgeschnitten von den
Menschen, unter denen sie so gerne gelebt hätte.
Nun nicht mehr, erinnerte er sich. Für Skade gab es nur noch
einen Weg und das war Rache.
Er musste ihr dienen, ihr folgen, selbst wenn er das Mädchen
dafür verraten würde.
Das Mädchen. Crystal, die er aus dem Kloster an den Hof
gebracht hatte. Die jetzt schlief, nichtsahnend von den
Gedanken, die ihn jede Nacht heimsuchten.
Er wischte sich die Tränen weg. Verbot es sich auch nur eine
weitere Träne zu weinen. Für Schwäche war in seinem Leben kein
Platz. Mit zwei Schritten kehrte er wieder in die einsamen
Räume zurück. Unterdrückte das Kribbeln in seinen Füßen, den
Instinkt, einfach davonzulaufen. Er ließ sich in die weichen
Daunenkissen sinken, wandte seinen Blick erneut dem Fenster zu,
an dem die Flocken leise vorbeirieselten.
Der Schnee erinnerte ihn jedes Jahr an den Schwur, den er
geleistet hatte, und doch war es dieses Mal anderes. Crystal
war in sein Leben getreten, hatte sein Herz geraubt. Ihre
Anwesenheit riss an seiner Stärke, brachte ihn zum Schwanken.
Bald würde das Winterfest stattfinden, der festliche Ball zu
Ehren der Göttin. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie
dort womöglich mit jemand anderem zu sehen. Er schloss die
Augen und stellte sich ihr Gesicht vor. Sie war ihm ganz nah,
ihre Lippen berührten sich fast. Er roch den blumigen Duft
ihrer Haare, hörte ihren Herzschlag unter ihrer Brust. Wusste,
dass er schwach war, zu schwach. Für ein paar Tage würde er
sich fallen lassen, würde dem Feuer in sich nachgeben. Sollte
die Göttin ihn hinterher in eisige Fesseln legen, bis sein Blut
gefror. Dann würde er wenigstens mit einer schönen Erinnerung
leben oder sterben, ganz wie die Göttin es entscheiden würde.
Ende